Christlicher Glaube in unserer Zeit
Andacht zu Jubilate (25. April 2021)
[ Sie sind eingeladen, zu dieser Andacht eine Kerze anzuzünden.
So verbinden Sie sich mit all denen, die ebenfalls diese Andacht beten. ]
Von Pfarrerin Veronika Veerhoff
IM NAMEN DES VATERS UND DES SOHNES () UND DES HEILIGEN GEISTES. Amen.
Psalm 66 (in Auswahl)
66:1 JAUCHZET GOTT, ALLE LANDE! | 66:2 Lobsinget zur Ehre seines Namens; / rühmet ihn herrlich!
66:3 Sprecht zu Gott: Wie wunderbar sind deine Werke! / Deine Feinde müssen sich beugen vor deiner großen Macht.
66:4 Alles Land bete dich an und lobsinge dir, / lobsinge deinem Namen.
66:5 Kommt her und sehet an die Werke Gottes, / der so wunderbar ist in seinem Tun an den Menschenkindern.
66:6 Er verwandelte das Meer in trockenes Land, | sie gingen zu Fuß durch den Strom; / dort wollen wir uns seiner freuen.
66:7 Er herrscht mit seiner Gewalt ewiglich, | seine Augen schauen auf die Völker. / Die Abtrünnigen können
sich nicht erheben.
66:8 Lobet, ihr Völker, unsern Gott, / lasst seinen Ruhm weit erschallen,
66:9 der unsre Seelen am Leben erhält / und lässt unsere Füße nicht gleiten.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn / und dem Heiligen Geist, | wie es war im Anfang, jetzt und immerdar / und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Gebet:
Lasst uns beten! Lebendiger Gott, wir strecken uns aus nach dir. Vieles treibt uns um und belastet uns.
Hilf uns, abzulegen, was uns von dir trennt. Gib uns offene Herzen, damit wir dein Wort hören, aufnehmen und tun. Amen.
Lesung (Apostelgeschichte 17, 22a.26 –32): In Athen
22 Paulus aber stand mitten auf dem Areopag und sprach: Ihr Männer von Athen, ich sehe, dass ihr die Götter in allen Stücken sehr verehrt. 23 Denn ich bin umhergegangen und habe eure Heiligtümer angesehen und fand einen Altar, auf dem stand geschrieben: Dem unbekannten Gott. Nun verkündige ich euch, was ihr unwissend verehrt. 24 Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darinnen ist, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind. 25 Auch lässt er sich nicht von Menschenhänden dienen wie einer, der etwas nötig hätte, da er doch selber jedermann Leben und Odem und alles gibt. 26 Und er hat aus einem Menschen das ganze Menschengeschlecht gemacht, damit sie auf dem ganzen Erdboden wohnen, und er hat festgesetzt, wie lange sie bestehen und in welchen Grenzen sie wohnen sollen, 27 dass sie Gott suchen sollen, ob sie ihn wohl fühlen und finden könnten; und fürwahr, er ist nicht ferne von einem jeden unter uns. 28 Denn in ihm leben, weben und sind wir; wie auch einige Dichter bei euch gesagt haben: Wir sind seines Geschlechts. 29 Da wir nun göttlichen Geschlechts sind, sollen wir nicht meinen, die Gottheit sei gleich den goldenen, silbernen und steinernen Bildern, durch menschliche Kunst und Gedanken gemacht. 30 Zwar hat Gott über die Zeit der Unwissenheit hinweggesehen; nun aber gebietet er den Menschen, dass alle an allen Enden Buße tun. 31 Denn er hat einen Tag festgesetzt, an dem er richten will den Erdkreis mit Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und hat jedermann den Glauben angeboten, indem er ihn von den Toten auferweckt hat. 32 Als sie von der Auferstehung der Toten hörten, begannen die einen zu spotten; die andern aber sprachen: Wir wollen dich darüber ein andermal weiterhören. 33 So ging Paulus weg aus ihrer Mitte. 34 Einige Männer aber schlossen sich ihm an und wurden gläubig; unter ihnen war auch Dionysius, einer aus dem
Rat, und eine Frau mit Namen Damaris und andere mit ihnen.
Lied: EG 110 Die ganze Welt, Herr Jesu Christ
Kurzpredigt:
Liebe Gemeinde,
wie schön ist doch der Frühling! Alles blüht und grünt. Die Tage werden länger und wärmer. Der Himmel ist blau. Ja, sogar wenn es regnet, macht die Natur nicht so einen trostlosen Eindruck wie im Winter. Jeden Tag kann ich mich darüber freuen. Ob es Paulus auch so ging?
Vielleicht war er ja im Frühling im Athen, als er seine berühmte Rede hielt. Das könnte den milden Ton seiner Ansprache erklären. Eigentlich hatte er sich ja geärgert, als er durch Athen ging. Die vielen Tempel für die vielen Götter des griechischen Volks stießen ihn ab. Doch von diesem Ärger ist in seiner Missionspredigt nichts zu spüren. Er warb freundlich um die Menschen, die ihm zuhörten. Er versuchte, sie weder zu belehren noch auszuschimpfen, sondern zu überzeugen. Dazu knüpfte er an den Schöpfungsglauben an: Dass Gott die Welt und die Menschen geschaffen hatte – das glaubten auch die Griechinnen und Griechen. Und Paulus hatte noch etwas in Athen gesehen: Einen Tempel, der „dem unbekannten Gott“ gewidmet war. Diesen „unbekannten Gott“ wollte er den Zuhörerinnen und Zuhörern nahebringen. Er setzte ihn gleich mit dem Gott des jüdischen Volkes, der Jesus gesandt hatte. Dieser Jesus war zwar gestorben, doch Gott hatte ihn von den Toten auferweckt. Das tatGott, um Glauben bei den Menschen zu wecken.
In der Apostelgeschichte schildert Lukas, wie die Menge die Predigt des Paulus aufnahm: Sie spotteten oder reagierten mit ironischer Neugier. Nur wenige schlossen sich Paulus an und wurden ChristInnen. Von einer Gemeindegründung in Athen wird nichts berichtet; Paulus‘ Worte fielen wohl größtenteils nicht auf fruchtbaren Boden. Was mir auffällt: Das hier ist eine Missionspredigt. „Mission“ hat heutzutage oft einen schlechten Ruf, weil wir an die gewaltsame Mission in der Geschichte des Christentums denken. Wie viele Menschen wurden mit Feuer und Schwert zum christlichen Glauben bekehrt – oder mussten sterben, weil sie den neuen Glauben nicht annehmen wollten. Jüdinnen und Juden wurden ermordet, wenn sie sich nicht
taufen ließen. Diese gewaltsame Mission ist zu Recht in Verruf geraten.
Paulus kann man diesen Vorwurf nicht machen. Natürlich: Er wäre auch gar nicht in der Position gewesen, mit Gewalt den neuen Glauben zu verbreiten. Eher musste er sich vor der Gewalt des Römischen Reiches fürchten, das das Christentum nicht zu den erlaubten Religionen zählte. Doch obwohl Paulus – etwa im Galaterbrief – auch scharfe Töne anschlagen konnte: Für eine gewaltsame Mission plädierte er nicht. Vielmehr holte er in Athen die Menschen da ab, wo sie glaubensmäßig standen und brachte ihnen den neuen Glauben Stück für Stück näher. Er rang seinen Glaubensgeschwistern in Jerusalem einen Kompromiss ab, damit die sogenannten Heiden es nicht zu schwer hatten, zum Christentum zu kommen.
Für mich ist Paulus ein Vorbild für einen weltoffenen, weiten Glauben. Er konnte bei den Menschen aus anderen Völkern nicht viel voraussetzen. Sie kannten die jüdischen heiligen Schriften nicht. Er bemühte sich, Bekanntes aus ihrem bisherigen Glauben aufzugreifen, um so seine Botschaft an den Mann und an die Frau zu bringen. Als einer der ersten übersetzte er den neuen Glauben in eine andere Kultur. Und damit wurde er zum Vorläufer aller, die die christliche Botschaft in ihre Zeit und Gesellschaft bringen wollten.
Ich glaube, wir brauchen immer neue Anläufe, um den christlichen Glauben zu verbreiten. Wenn ich mitbekomme, dass die Konfirmandinnen und Konfirmanden schon die Lutherübersetzung der Bibel nicht verstehen und erklärt bekommen müssen, werde ich nachdenklich. Sie brauchen eine andere Sprache, damit sie begreifen, was christlicher Glaube bedeutet und wie sie sich dazu verhalten können. Ich glaube auch, dass kleine Zahlen uns nicht mutlos machen müssen. Selbst Paulus fand in Athen nureinige, die seiner Botschaft von Jesus Glauben schenkten. Diese Botschaft zu verkünden kann mühsam sein – und doch lohnt es sich.
Amen.
Lied: EG 432 Gott gab uns Atem oder: 165 Gott ist gegenwärtig
Gebet:
Wir möchten bei DIR bleiben, DU Gott des Lebens. / DU rufst uns täglich neu ins Leben als DEIN Bild,
/ und gibst uns die Aufgabe, DEINE Schöpfung zu bewahren. / Wir bitten DICH: Lass uns behutsam sein zu DEINER Schöpfung, / verantwortungsvoll in unserer Arbeit, / zärtlich gegenüber den Menschen, die uns nahe sind, /
und liebevoll in unserem Umgang mit uns selbst. / Hilf uns, denen zu helfen, denen das tägliche Brot fehlt, / das saubere Wasser, die reine Luft zum Atmen, / die Zeit zu spielen und zu lernen, / die Zeit zum Ruhen. Amen.
Wir beten weiter mit den Worten Jesu: VATER UNSER im Himmel … Amen.
Segen
GOTT segne uns und behüte uns; / GOTT lasse leuchten sein Angesicht über uns und sei uns gnädig; /
GOTT erhebe sein Angesicht auf uns und schenke uns Frieden. Amen.
Unübersichtlich. Rätselhaft. Zum 11. April 2021
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Psalm 116 (in Auswahl)
Ich liebe den HERRN, denn er hört die Stimme meines Flehens./ Er neigte sein Ohr zu mir; darum will ich mein Leben lang ihn anrufen./ Stricke des Todes hatten mich umfangen, / ich kam in Jammer und Not. Aber ich rief an den Namen des HERRN: Ach, HERR, errette mich!/ Der HERR ist gnädig und gerecht, und unser Gott ist barmherzig./ Sei nun wieder zufrieden, meine Seele; denn der HERR tut dir Gutes./ Du hast meine Seele vom Tode errettet,/ mein Auge von den Tränen, meinen Fuß vom Gleiten./ Ich werde wandeln vor dem HERRN im Lande der Lebendigen.
Gebet:
Lebendiger Gott, an Ostern efahren wir: Selbst die Schranken des Todes sind durchbrochen. Müde sind wir gewesen und verzagt. Sprachlos sind wir gewesen und ohne Hoffnung. Aber deine Liebe und Dein Geist wollen uns wieder hoffnungsfroh machen. So dürfen wir spüren: Neues Leben breitet sich aus. Amen.
Lesung: Jesaja 40, 27 31
Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst: »Mein Weg ist dem HERRN verborgen, und mein Recht geht vor meinem Gott vorüber«? Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der HERR, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich. Er gibt dem Müden Kraft, und Stärke genug dem Unvermögenden. Männer werden müde und matt, und Jünglinge straucheln und fallen; aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.
Kurzpredigt:
Liebe Gemeinde,
Manchmal sagen Leute: "Das steht doch so in der Bibel." Sie meinen: Das ist eine unumstößliche Wahrheit. Ist doch klar. Wenn's so da steht! Oder ich werde gefragt: Was steht denn dazu in der Bibel? So als wären mit dem, was da steht alle Fragen geklärt.
Sicher. Da gibt es Verse aus der Bibel, die gehen mit uns. Der Konfirmationsspruch, ein Satz, den wir mal im Gottesdienst gehört haben und der sich uns eingeprägt hat. "Schöne Sätze": tröstlich, aufmunternd. Sätze, die Mut machen.
Aber wenn man dann in der Bibel liest finden wir auch viel, womit wir wenig anfangen können -- und manches rätselhafte. Die Geschichte für heute ist so eine seltsame Geschichte. Am Ende des Johannesevangeliums erscheint Jesus seinen Jüngerinnen und Jüngern zum dritten und letzten Mal, als sie auf dem See Genezareth in einem Bott sind und Fische fangen wollen. Das gelingt ihnen erst, als sie die Anweisungen befolgen, die Jesus ihnen vom Ufer aus gibt. Und dann ist das Netz voll. 153 Fische! 153? Warum genau diese Zahl? Was bedeutet sie? Sind das alle Fischgattungen, die in der Antike bekannt gewesen sind? Oder ist es ein geheimnisvolles Zahlenrätsel ... dann könnte man sagen, dass 153 als Ergebnis herauskommt, wenn man alle Zahlen von eins bis siebzehn addiert. Siebzehn. Das ist die Zahl der Völker, die beim Pfingstwunder erwähnt werden. Oder es sind die sieben Gaben des Heiligen Geistes, die uns befähigen, die zehn Gebote zu halten (7+10=17). Vielleicht, vielleicht auch nicht. Viel Phantasie, doch wenig, was wirklich überzeugt. Schön ist nur das Detail, das Johannes erzählt: so viele Fische und dennoch reißt das Netz nicht. Ein Symbol dafür, dass die Kirche unzerstörbar ist und alles aushält. Ein tröstlicher Gedanke!
Als die Fische an Land sind, entspinnt sich zwischen Jesus und Petrus ein Dialog, an dessen Ende Jesus zu Petrus sagt: "Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und gingst, wo du hinwolltest; wenn du aber alt wirst, wirst du deine Hände ausstrecken und ein anderer wird dich gürten und führen, wo du nicht hinwillst. Das sagte er aber, um anzuzeigen, mit welchem Tod er Gott preisen würde." (Johannes 21,18)
Historisch weissagt Jesus seinem engsten Freund den Märtyrertod. Doch in dem Satz steckt noch etwas. Er verwendet ein Sprichwort, über Jugend und Alter. Und die unterschiedlichen Grade der Freiheit, die man in der Jugend und im Alter erlebt: In der Jugend stehen viele Wege offen: Wahl des Berufs, des Partners, der Partnerin, des Wohnortes ... später dann ist im Leben vieles festgelegt. Die große Freiheit ist vorbei. Freundschaften und Beziehungen, die über Jahrzehnte gedauert haben, lassen sich nicht ersetzen. Die Kinder sind eine Freude und eine Verpflichtung. Und sie sind so wie sie sind, und nicht anders. Das alles legt uns fest, schränkt uns ein. Wir können uns nicht einfach gürten, den Koffer packen und irgendwohin gehen. Und wenn wir es könnten, wollen wir es nicht. Unsere Freiheit ist eingeschränkt, oder wir schränken sie freiwillig ein. Und dabei geraten wir auch oft dahin, wo wir nicht wollen.
Denn als wir unseren Lebensweg begonnen haben, war vieles nicht zu überblicken. Vieles mögen wir damals auch nicht verstanden oder durchschaut haben. Und mussten uns dennoch entscheiden. (Vielleicht haben auch andere schon damals für uns Entscheidungen getroffen, und uns geführt, wohin wir nicht wollte und wir haben uns irgendwann selbst gegürtet und sind los, unseren eigenen Weg zu gehen ...).
So ist also unser Leben, ein bißchen wie der Predigttext. Wir verstehen nicht alles, manches vielleicht noch nichteinmal im Nachhinein. Wir überblicken nicht alles, und schon gar nicht immer die Konsequenzen, von dem was wir tun. Und doch haben wir uns immer wieder gegürtet und sind los!
Und dann: wir könnten jetzt grübeln und nachdenken. Könnten uns selbst oder anderen Vorwürfe machen, dass es so gekommen ist. Könnten meckern. Aber wozu die schlechte Laune. Unser Leben ist wie es ist, Wir stehen da, wo wir stehen. Ob wir meckern oder fröhlich sind. Unsere Freiheit besteht darin, in diesem unübersichtlichen Leben trotz allem fröhlich voranzuschreiten. Auch dann fröhlich und unverzagt zu bleiben, wenn wir die Richtung nicht kennen, oder wir kennen die Richtung, wissen aber nicht genau, wo uns das alles hinführt. Amen.
Fürbitten: Gnädiger und gerechter Gott. An Ostern wurde der Stein vor Jesu Grab weggerollt. Noch liegen viele Steine vor Gräbern, in die das Leben von Menschen eingeschlossen ist. Kinder, die in Bergwerken arbeiten müssen, damit in Deutschland die Grabsteine billig sind. Menschen aus Afrika, die in Flüchtlingslagern in Libyien gequält werden. Menschen bei uns ohne Arbeit und Hoffnung. Menschen die in ihrer Einsamkeit eingeschlossen sind. Wer wälzt all diese Steine, die für uns zu schwer sind? Wir hoffen auf Dich Gott, der du den Stein vor Jesu Grab weggewälzt hast, dass du auch all die anderen Steine wegwälzen willst. Dir ist kein Stein zu schwer, kein Kummer zu tief, als dass nicht dein Osterlicht auch dort Hoffnung schenken könnte. Sende Deinen Engel auch zu uns und zu den Menschen, vor deren Leben der Stein des Todes liegt.
Wir beten mit Jesu Worten: Vater unser …
Segen
Der Herr segne dich und behüte dich. / Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. / Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir Frieden. / Amen
Christ ist erstanden!
Für den Oster-Sonntag 4. März 2021
Sie sind eingeladen zu dieser Andacht eine Kerze anzuzünden.
So verbinden Sie sich mit all denen, die ebenfalls diese Andacht beten.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Psalm 118 (in Auswahl): Der HERR ist meine Macht und mein Psalm und ist mein Heil. /Man singt mit Freuden vom Sieg / in den Hütten der Gerechten:/ Die Rechte des HERRN behält den Sieg!/ Die Rechte des HERRN ist erhöht;/ die Rechte des HERRN behält den Sieg!/ Ich werde nicht sterben, sondern leben, und des HERRN Werke verkündigen./ Der HERR züchtigt mich schwer;/ aber er gibt mich dem Tode nicht preis./ Ich danke dir, dass du mich erhört hast/ und hast mir geholfen./ Das ist vom HERRN geschehen/ und ist ein Wunder vor unsern Augen./ Dies ist der Tag, den der HERR macht;/ lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein. Amen.
Gebet: Guter Gott, Jesus hat im Grab gelegen. Ach was sind unsere Gräber. Worin unser Leben eingeschlossen ist. Der Stein, der vor unser Grab gerollt ist. Der das Licht nicht zu uns vordringen lässt! Wann wird er weggerollt, wann leuchtet uns das Licht? Wann werden wir aus dem Grab steigen. Wir rufen: Herr erbarme dich! Amen.
Gott ruft uns heraus, aus dem dunklen. ruft uns aus dem, was uns den Atem und das Leben nimmt! Und so bete ich dankbar mit dem Psalmisten: Ich werde nicht sterben, sondern leben und des HERRN Werke verkündigen.
Lesung Johannesevangelium 20,12-18: Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie nun weinte, schaute sie in das Grab und sieht zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, einen zu Häupten und den andern zu den Füßen, wo sie den Leichnam Jesu hingelegt hatten. Und die sprachen zu ihr: Frau, was weinst du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben. Und als sie das sagte, wandte sie sich um und sieht Jesus stehen und weiß nicht, dass es Jesus ist. Spricht Jesus zu ihr: Frau, was weinst du? Wen suchst du? Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast; dann will ich ihn holen. Spricht Jesus zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und spricht zu ihm auf Hebräisch: Rabbuni!, das heißt: Meister! Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott. Maria von Magdala geht und verkündigt den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen, und das hat er zu mir gesagt.
Kurzpredigt: Liebe Gemeinde,
das ist unser zweites Coronaostern . Ohne Osterfeuer um das wir uns im Dunkeln noch versammeln. Viele frieren dann noch. Aber das Feuer brennt schon warm. Dann gehen wir in die Kirche, hinter der Osterkerze, und das Licht der Kerzen breitet sich in der Kirch aus, weil von der Osterkerze ausgehend, jeder dem andern von seinem Licht etwas weitergibt. Und o Wunder: das Licht das wir teilen wird nicht weniger, sondern immer mehr.
So wie die Hoffnung, die für uns von Ostern ausgeht. Wenn wir sie teilen, wird sie nicht weniger sondern mehr! Der Wochenspruch fasst diese Hoffnung in Worte. Er stammt aus der Offenbarung des Johannes, und steht ganz am Anfang. Mit diesen Worten stellt der auferstandene Jesus sich dem Propheten Johannes vor: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.
Ein Satz voller Macht und Autorität. Ein Satz, der uns Hoffnung geben will. Lebendig! da hat einer die Schlüssel und sperrt die Hölle zu, dass keiner mehr reinkommen kann! Der Tod kann keinen Platz mehr in dieser Welt ... und doch ist er noch da. Trotz dieses machtvollen Satzes am Anfang der Apokalypse ist noch lange nicht alles gut. Da ist von Christinnen und Christen die Rede, die verzagt sind. An ihrer Hoffnung irre werden. Da ist von Rückschlägen und Verfolgung die Rede. Von einem römischen Staat, der das Böse in der Welt repräsentiert. Der Sieg wird kommen, aber der Weg dahin ist voller Gefahren. Das ist das Bild, das Johannes der Prophet in seiner Offenbarung zeichnet.
Und wie recht er hat. 2000 Jahre Auferstehung. Noch immer gibt es das Böse. Noch immer gibt es verzagte Christen. Und Seuchen hat es seitdem auch viele gegeben (Man denke nur an die berühmte Pest im Mittelalter).
Hat sich nichts geändert? In gewissem Sinne nicht: wir sind immer noch auf dem Weg zum Ziel. Aber eines ist gleich: Das Ziel. Die Auferstehung. Der Sieg, über den in den Hütten der Gerechten gejubelt wird. Jedes Osterfest.
Das ist ein unverdrossener Optimismus, der sich durch Rückschläge nicht entmutigen lässt, sondern Kraft hat, um weiterzugehen. Weiterzumachen. Neue Wege zu suchen. Dem Bösen die Stirn zu bieten.
Christinnen und Christen sind Protestleute gegen den Tod, hat ein Theologe mal gesagt. Gegen den Tod in allen Gestalten. Weil wir immer davon reden, wie einer den Tod überwunden hat.
Am Ostermorgen war der Stein vom Grab weggerollt, Licht schien in die dunkle Höhle des Todes. Und sie war leer. Dreh'n wir uns um und gehen wir in die Sonne, wo wir die anderen treffen, die den Tod auch links liegen lassen. AMEN.
Fürbitten: Guter Gott, vor unserem Leben liegt ein Stein mit Coronaauflagen. Vieles ist nicht möglich. Und doch möchten wir dir danken, für das, was wir in diesen Zeiten an schönen Dingen erleben. Ein Anruf, ein Besuch, der Frühling, der alles blühen lässt ... da gibt es so manches, guter Gott für das ich dir danken möchte.
Mit dieser Fröhlichkeit im Herzen möchte ich für die Kranken und Sterbenden bitten. Lass sie vom Glauben getragen sein, dass Du stärker bist als alle Krankheiten und aller Tod. Und dass wir in Deiner Hand geborgen sind. Sei es in der Freude, sei es im Leiden und Sterben.
Wir bitten dich für alle, die in dieser Zeit besonders belastet sind, Pflegekräfte, Ärztinnen und Ärzte. gib ihnen Kraft und Zuversicht.
Für die Kinder und Jugendlichen bitten wir: Lass ihr Leben möglichst schnell wieder einigermaßen normal werden.
Amen.
Vater unser im Himmel … Amen.
Segen:
Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir Frieden. Amen.
Karfreitag 2021
Gott leidet mit uns!
Andacht für den 02.05.2021 - Karfreitag
Sie sind eingeladen zu dieser Andacht eine Kerze anzuzünden.
So verbinden Sie sich mit all denen, die ebenfalls diese Andacht beten.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Psalm Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? / Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne. / 3Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht, / und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe. / 4Aber du bist heilig, / der du thronst über den Lobgesängen Israels. / 5Unsere Väter hofften auf dich; / und da sie hofften, halfst du ihnen heraus. / 6Zu dir schrien sie und wurden errettet, / sie hofften auf / dich und / wurden nicht zuschanden. / 7Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, / ein Spott der Leute und verachtet vom Volk. / 8Alle, die mich sehen, verspotten mich, / sperren das Maul auf und schütteln den Kopf: / 9»Er klage es dem Herrn, der helfe ihm heraus und rette ihn, hat er Gefallen an ihm.« / 12Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist nahe; denn es ist hier kein Helfer. / 16Meine Kräfte sind vertrocknet wie eine Scherbe, / und meine Zunge klebt mir am Gaumen, / und du legst mich in des Todes Staub. / 19Sie teilen meine Kleider unter sich und werfen das Los um mein Gewand. / 20Aber du, Herr, sei nicht ferne; meine Stärke, eile, mir zu helfen!
Gebet: Barmherziger Gott,
gemeinsam mit allen Christen sehen wir heute auf deinen Sohn. / Du hast ihn in seiner Todesstunde nicht allein gelassen. / Gib uns den Mut, darauf zu vertrauen, dass du auch uns in den Schwierigkeiten unseres Lebens nicht allein lässt. / So wenden wir uns dir zu. / Wir bringen dir unsere Sehnsucht. / Unsere Hoffnung. Unsere Klage. / Wir bringen dir, was uns nicht gelungen ist. / Was uns drückt und belastet.
Wir bitten dich, Gott, / lass uns mehr sehen als die Einsamkeit, die Abstände. / Lass uns erkennen, wie wir uns gegenseitig stark machen können. / Lass uns Halt finden in den Menschen um uns herum. / Gibt uns Trost und Hoffnung in diesen schwierigen Zeiten. / Amen.
Lesung aus Joh 19:
Sie nahmen ihn aber, 17und er trug selber das Kreuz und ging hinaus zur Stätte, die da heißt Schädelstätte, auf Hebräisch Golgatha. / 18Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere zu beiden Seiten, Jesus aber in der Mitte. / 25Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und seiner Mutter Schwester, Maria, die Frau des Klopas, und Maria Magdalena. / 26Als nun Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, das ist dein Sohn! / 27Danach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. / 28Danach, als Jesus wusste, dass schon alles vollbracht war, spricht er, damit die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet. / 29Da stand ein Gefäß voll Essig. Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig und legten ihn um einen Ysop und hielten ihm den an den Mund. / 30Da nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht. Und neigte das Haupt und verschied.
Kurzpredigt: Liebe Gemeinde, Sie stehen unter dem Kreuz. Maria, die Mutter Jesu, sein Lieblingsjünger, Maria Magdalena. Sie alle stehen Jesus sehr nah. Ich stelle mir vor wie fassungslos sie sind, Es ist eine Szene voller Schmerz und Verzweiflung. Sie können nichts tun. Sie müssen mitansehen, wie um sie herum Menschen stehen, die nichts tun wollen, um Jesus zu helfen. Die meisten sind Schaulustige. Gekommen, um sich die Hinrichtung anzusehen. Oder noch schlimmer: Gekommen um Jesus sterben zu sehen. Diese kleine Gruppe vertrauter Menschen lässt Jesus nicht allein. Sie halten die Situation mit ihm aus. Sie stehen ihm bis zu seinem letzten Atemzug bei. Wie viel Kraft muss das gerade seine Mutter kosten. Auf der anderen Seite: Wo sonst sollte sie in diesem Augenblick sein? Der Wunsch, den Menschen, die man so liebt, bis zum Ende beizustehen, der hat schon viele Menschen in solche Situationen getragen. Situationen, die eigentlich nicht auszuhalten sind.
Ich stelle mir vor, dass sie beten. Dass sie Gott bitten, darum, dass irgendetwas passiert. Irgendwann, vielleicht einfach nur noch, dass es schnell vorbei geht. Vielleicht erleben sie, wie so viele Menschen vor ihnen und nach ihnen, dieses Gefühl, dass Gott Schlimmes nicht verhindert, obwohl sie beten.
Oder spüren sie auch schon, dass Gott hier mit Jesus, mit ihnen leidet?
Menschen aus den Jahrhunderten nach ihnen bis zu uns heute schöpfen Kraft aus dieser Szene, dass hier Gott selbst am Kreuz hängt und leidet. Sie werden Kraft schöpfen aus dem Glauben daran, dass diesem Gott menschliches Leiden vertraut ist. Gott fühlt das Leiden der Menschen mit, weil er es selbst erlebt hat.
Jesus verliert die Menschen, die dort um ihn weinen nicht aus dem Blick. Kurz vor seinem Tod wendet er sich ihnen zu. Er verweist diese Menschen, die da zu ihm hinaufsehen aufeinander. Er sagt zu seiner Mutter: „Frau, siehe, das ist dein Sohn!“ Und zu seinem Jünger Johannes sagt er: „Siehe, das ist deine Mutter.“ Beide sollen sich wahrnehmen. Jesus will, dass sie aus dieser Situation nicht alleine herausgehen. Er will ihnen sagen: „Das wichtigste, das ihr habt, seid ihr einander. Durch den Schmerz müsst ihr nun hindurch, dieses Leid wird euch nicht abgenommen. Aber ihr müsst das nicht allein aushalten. Ihr sollt euch einander Kraft und Trost sein.“
Noch vor dem Blick auf die Auferstehung. Vor der Hoffnung darauf, dass Gott alles zum Guten wendet, zeigt Jesus hier darauf, wie wichtig der Trost und der Halt ist, den sich Menschen untereinander geben können. Es ist das, was auch wir erfahren im Leid, in den Sorgen, die uns bedrücken – dass es tröstet und Kraft gibt, wenn wir nicht alleine gelassen sind. Jesus sieht uns in unserem Leid und auch wir können helfen und heilen, wenn wir uns beistehen. Dann erfahren wir, was Gott uns versprochen hat: Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht.
Fürbitten: Gott, dein Kreuz steht für die vielen Kreuze in unserer Welt, unter denen Menschen heute leiden. / Du kennst ihr Leid und leidest mit. / Im Vertrauen darauf bitten wir für sie.
Wir bitten für alle Kranken. / Für diejenigen, die unter Covid-19 und den Folgen leiden: Dass ihnen Menschen zur Seite stehen und sie in ihrer Not nicht allein sind. /
Und für diejenigen, die unter anderen Krankheiten leiden: / Dass sie nicht vergessen werden und trotz allem die bestmögliche Behandlung bekommen. /
Wir bitten dich für alle Menschen, die von Sorgen und Ängsten geplagt werden: / Dass wir ihre Not sehen und erkennen, wie wir uns gegenseitig trösten und stärken können. /
Wir bitten dich für die Menschen weltweit, die sich für Gerechtigkeit und Solidarität einsetzen: / Dass sie nicht aufgeben, dass sie auch in uns Menschen finden, die zu ihnen halten. /
Für uns alle bitten wir: Dass wir neuen Mut schöpfen können. / Und dass wir unsere Kreativität und unsere Lebensfreude nicht von der allgemeinen Corona-Müdigkeit verschütten lassen. Amen.
Vater unser
Segen:
Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir Frieden. Amen.
Gott deckt uns den Tisch
Für den Gründonnerstag 2021
[Sie sind eingeladen, um 18.00 Uhr eine Kerze anzuzünden. So verbinden Sie sich mit all denen, die ebenfalls heute Abend diese Andacht feiern]
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Psalm 111 (in Auswahl)
Halleluja! /Ich danke dem Herrn von ganzem Herzen/im Rate der Frommen und in der Gemeinde. Groß sind die Werke des Herrn; / wer sie erforscht, der hat Freude daran. / Was er tut, das ist herrlich und prächtig,/ und seine Gerechtigkeit bleibt ewiglich./ Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder,/ der gnädige und barmherzige Herr./ Er gibt Speise denen, die ihn fürchten,/ er gedenkt ewig an seinen Bund./ Sein Lob bleibt ewiglich.
Gebet: Lebendiger Gott, du schenkst uns, was wir zum Leben brauchen – und noch vieles mehr. Dafür danken wir dir: für Essen und Trinken, für Menschen, die uns lieben, für alles, was unser Leben reicher macht. Hilf uns, damit wir uns immer wieder ausstrecken nach dir, Quelle des Lebens. Amen.
Lesung: Matthäus 27, 26-30
Als sie aber aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach’s und gab’s den Jüngern und sprach: ‚Nehmet, esset; das ist mein Leib.‘ Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: “Trinket alle daraus; das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden. Ich sage euch: Ich werde von nun an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks trinken
bis an den Tag, an dem ich aufs Neue davon trinken werde mit euch in meines Vaters Reich.‘ Und als sie den Lobgesang gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg.“
Kurzpredigt
Liebe Gemeinde,
wie lange ist es her, dass man in großer Runde gefeiert hat? Ich versuche mich zu erinnern: meinen Geburtstag habe ich letztes Jahr in Häppchen gefeiert – mal eine Freundin eingeladen, dann ein befreundetes Ehepaar. Kleine Feiern statt großer Runde.
Das kennen Sie sicher auch aus Ihrem privaten Umfeld: Geburtstagsfeiern, Hochzeitsfeste, Vereinsjubiläen – das ging nur im kleinen Kreis, wenn überhaupt. Oder es wurde online gefeiert.
Oder denken wir an die Gottesdienste: Letztes Jahr zu Ostern ging nichts. An Weihnachten waren die Inzidenzzahlen so hoch, dass mancher Gottesdienst ausfallen musste. Es sollte anders werden dieses Jahr. Und doch werden wieder Gottesdienste in Präsenz abgesagt.
Bei mir wächst die Sehnsucht, dass wir wieder zu den gewohnten Festen und Feiern zurückkehren können. Dass Gottesdienste wieder mit Gesang und Abendmahl gefeiert werden. Dass mein Familienkreis sich wieder mit allen treffen kann – im Kreise der Verwandtschaft. Sicher, manchmal habe ich über die Vorbereitungen gestöhnt: Es gab so viel zu bedenken und zu richten. Doch was war es anschließend so schön, wenn alle aßen und tranken und lachten und erzählten! Das vermisse ich wirklich.
Der Gründonnerstag geht ja auch auf ein Essen zurück. Ein Essen, in dem sich viel Widersprüchliches vereint: Jesus schickt seine Jünger los, um einen Raum für das Passamahl vorzubereiten. Sie finden ihn auch vor – genau wie es Jesus gesagt hat. Beim Essen kündigt Jesus an, dass einer aus der Runde ihn verraten wird. Er sagt es Judas auf den Kopf zu, dass er der Verräter sein wird. Doch damit endet die Erzählung nicht. Vielmehr fährt Matthäus fort mit den Worten, die heute die Lesung bilden.
Mir ist ein Satz besonders in Erinnerung geblieben: Dass Jesus keinen Wein mehr trinken wird, bis er mit seinen Jüngern und Jüngerinnen im Reich Gottes davon trinken wird. Jesus erwartet das Gottesreich in allernächster Zukunft. Es wird nicht mehr lange dauern, bis es vollendet ist. Das Freudenmahl mit seinen Anhängerinnen und Anhängern steht unmittelbar bevor.
Nach so langer Zeit warten wir immer noch auf das Freudenmahl. Es steht noch aus. Wann Jesus wiederkommen und das Ende der Zeit und der Welt bringen wird – wir wissen es nicht.
Jesus greift hier eine jüdische Überlieferung auf, nach der Gott am Ende der Zeit für das Volk Israel ein großes Fest vorbereiten wird, mit gutem Essen und Trinken. In späteren Zeiten, als Jüdinnen und Juden oft genug hungern mussten und verfolgt wurden, malte man dieses Fest liebevoll aus: Unter anderem stellte man sich vor, dass das Urvieh Leviathan am Spieß gebraten würde und gegessen. Der Leviathan war ein Sinnbild für das Urböse, das Chaos. Für mich liegt eine tiefe Symbolik darin, dass bei Gottes Mahl das Böse im buchstäblichen Sinn vertilgt wird.
Doch wie immer man sich das Fest auch erträumt hat – es soll wunderbar, märchenhaft sein. Einfach überwältigend für alle Sinne: Wir werden riechen, schmecken, sehen, spüren und hören, wie sehr Gott uns liebt.
Das ist mir ein Trost. Denn ich weiß: Egal, wie wunderbar das Abendmahl heute Abend gewesen wäre – es wäre nur ein Vorgeschmack auf das große Festessen am Ende der Zeit.
Das Abendmahl erinnert mich daran – wenn ich es wieder feiern darf. Und es hält die Sehnsucht wach, dass wir uns wieder treffen und unbeschwert feiern können. Einmal wird es wieder so sein. Auch darauf gehen wir zu. Amen.
Fürbitten: Herr Jesus Christus, lehre uns festhalten an der Güte Gottes. Erbarme dich über alle, für die wir dich bitten: Für unsere Kinder und Enkel, für die Menschen, die nach uns kommen: dass wir ihnen Brot hinterlassen und Frieden. Für die Alten und Kranken und die, die bei ihnen sind: um gegenseitige Geduld und Liebe. Für die Sterbenden: dass sie an der Hand eines Menschen sterben können. Für alle, die jetzt trauern: dass sie getröstet werden.
Wir beten mit Jesu Worten: Vater unser …
Segen
Der Herr segne dich und behüte dich. / Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. / Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir Frieden. / Amen
Spielraum – 7 Wochen ohne Blockaden!
Für den Sonntag Invocavit, 21. Februar 2021
Sie sind eingeladen zu dieser Andacht eine Kerze anzuzünden.
So verbinden Sie sich mit all denen, die ebenfalls diese Andacht beten.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Psalm 91 (in Auswahl): Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem Herrn: / Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe. / Er wird dich mit seinen Fittichen decken, / und Zuflucht wirst du haben unter seinen Flügeln. Seine Wahrheit ist Schirm und Schild, Denn der Herr ist deine Zuversicht, der Höchste ist deine Zuflucht. Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest. Amen.
Gebet: Guter Gott, soweit das Auge reicht: Blockaden über Blockaden. Äußere, sichtbare und innere, spürbare Blockaden. Es fällt mir schwer mit ihnen klar zu kommen. Und doch: Du stellst meine Füße auf weiten Raum. Du ermöglichst mir die innere Freiheit, nach der ich mich sehne. Auf dich vertraue ich. Wir können unsere Verzweiflung und unser Bitten vor Dich bringen, wie es auch Jesus Christus getan hat. Amen.
Lesung aus Mt 4, Da wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, damit er von dem Teufel versucht würde. / Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. / Und der Versucher trat herzu und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot werden. / Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben: »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.« / Da führte ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels / und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so wirf dich hinab; denn es steht geschrieben: »Er wird seinen Engeln für dich Befehl geben; und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.« / Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht auch geschrieben: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.« / Wiederum führte ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest. / Da sprach Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn es steht geschrieben: »Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen.« / Da verließ ihn der Teufel. Und siehe, da traten Engel herzu und dienten ihm.
Kurzpredigt: Liebe Gemeinde,
Am Aschermittwoch hat die Fastenzeit begonnen. Eine Zeit, die bis Ostern andauert. Eine Zeit in der es um Verzicht geht. Versuchungen soll widerstanden werden. Sieben Wochen ohne etwas, dass man sonst in seinem Alltag sehr schätzt. Manche fasten Süßigkeiten, andere Alkohol oder Nikotin. Egal was gefastet wird, es geht darum Ablenkungen zu vermeiden. Eine Zeit, in der man sich vollkommen rückbesinnen soll. Eine Zeit in der man sich auf die Beziehung mit Gott konzentrieren soll, ohne weltliche Ablenkungen.
Diese Art von Fasten als bloßer Verzicht habe ich nie so richtig verstanden. Ich kann doch meiner Beziehung zu Gott bewusst sein, mir Zeit nehmen für Gott und einmal einen Gang runter schalten – und dabei auch noch Schokolade essen?!
„Du bist schön“, „Zeig dich“, „Großes Herz“. Diese Titel würde man vermutlich nicht auf Anhieb mit dem Fasten in Zusammenhang bringen – und doch sind das Titel der Fastenaktion „7 Wochen ohne“ der letzten Jahre. Bei dieser Aktion geht es um eine ganz andere Art des Fastens. Ein Fasten bei dem es nicht um Verzicht geht. Es geht um ein Fasten, bei dem es um die innere Einstellung geht. Kein Fasten, bei dem ich mit mir selbst und meinem Glauben allein bin, sondern ein Fasten, bei dem ich in Kontakt komme mit meiner Umwelt.
2021 ist der Titel der Aktion: „Spielraum! 7 Wochen ohne Blockaden“.
Spielraum? Keine Blockaden? Gerade dieses Jahr? Ich fühle mich gegenwärtig sehr blockiert. Egal in welche Richtung ich gehe, überall tuen sich Blockaden auf. Wie soll ich also 7 Wochen ohne Blockaden leben in einer Zeit, in der es von Blockaden und Regeln nur so wimmelt?
Vielleicht ist es deswegen umso wichtiger sich von inneren Blockaden zu befreien. Innere Blockaden, wie festgefahrene Haltungen.
Wie kann ich meinen persönlichen Umgang mit Regeln erkunden? Wie kann ich innerhalb von akzeptierten Grenzen großzügig und vertrauensvoll leben? Wie kann ich innerhalb der mir gesetzten Grenzen den Spielraum so nutzen, dass ich ein friedvolles, liebevolles Miteinander mit meinen Mitmenschen leben kann?
Schaffe ich es meine inneren Ketten zu sprängen, dann wird aus 7 Wochen ohne, vielleicht 7 Wochen mit – 7 Wochen mit einem liebevollen Blick auf meine Mitmenschen, 7 Wochen mit Verständnis für die Einschränkungen, 7 Wochen mit Solidarität für die Menschen, die gerade um ihre Existenz kämpfen. 7 Wochen mit Zeit für andere und Zeit für Gott. Amen.
Fürbitten: Guter Gott, uns umgeben zahlreiche Blockaden, Wir bitten dich, hilf uns die äußeren Blockaden anzunehmen, als notwendige Grenzen, deren Ziel es ist uns wieder Freiheit zu ermöglichen.
Hilf uns innere Blockaden einzureisen. Weite unseren Blick für unsere Mitmenschen und schärfe unser Feingefühl und unsere Empathie.
Wir bitten dich für die Menschen, die sich innerhalb ihrer Blockaden einsam fühlen, die gegen ihre inneren Mauern ankämpfen und sie Stein für Stein einreisen. Stehe denen bei, die sich hoffnungslos fühlen und nach einem Ausweg suchen.
Wir bitten dich für die Menschen, die gerade in Krankenhäusern und Pflegeheimen mit ihren Sorgen allein sind, weil sie keinen Besuch empfangen dürfen. Wir bitten dich für deren Angehörige, die sich kein eigenes Bild von dem Befinden ihrer Lieben machen können und sich in Ungewissheit und Sorge wiederfinden. Wir bitten dich: Erbarm dich unser.
Amen.
Vater unser im Himmel … Amen.
Segen:
Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir Frieden. Amen.
Gottesdienst zum 14. Februar -- Estomihi
Beziehungen wertschätzen
Für den Sonntag Estomihi, 14. Februar 2021
Sie sind eingeladen zu dieser Andacht eine Kerze anzuzünden. So verbinden Sie sich mit all denen, die ebenfalls diese Andacht beten.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Psalm 31 (in Auswahl)
Herr, auf dich traue ich, lass mich nimmermehr zuschanden werden, errette mich durch deine Gerechtigkeit! / Neige deine Ohren zu mir, hilf mir eilends! Sei mir ein starker Fels und eine Burg, dass du mir helfest! / Denn du bist mein Fels und meine Burg, und um deines Namens willen wollest du mich leiten und führen. / Du wollest mich aus dem Netze ziehen, das sie mir heimlich stellten; denn du bist meine Stärke. / Du stellst meine Füße auf weiten Raum. / Herr, sei mir gnädig, denn mir ist angst! / Mein Auge ist trübe geworden vor Gram, matt meine Seele und mein Leib. / Allen meinen Bedrängern bin ich ein Spott geworden, eine Last meinen Nachbarn und ein Schrecken meinen Freunden. / Die mich sehen auf der Gasse, fliehen vor mir. / Meine Zeit steht in deinen Händen. / Errette mich von der Hand meiner Feinde und von denen, die mich verfolgen. Amen.
Gebet:
Guter Gott, aufgrund der momentanen Situation ist uns ein Beisammen sein, mit den Menschen, die wir schätzen und lieben nicht so möglich, wie wir es kennen. Mir fehlen fröhliche, lachende Menschen um mich herum, Stimmengewirr und Trubel. Und doch spüre ich, dass ich nicht allein bin. Du Gott, bist bei mir! Trotz der Isolation und der Vorsicht, die von uns gefordert wird, können wir darauf vertrauen: Wir sind nicht vergessen. Wir können unsere Verzweiflung und unser Bitten vor Dich bringen, wie es auch Jesus Christus getan hat. Amen.
Lesung aus Mk 8, 31-38:
Der Menschensohn muss viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten und getötet werden und nach drei Tagen auferstehen. Und er redete das Wort frei und offen. Und Petrus nahm ihn beiseite und fing an, ihm zu wehren. Er aber wandte sich um, sah seine Jünger an und bedrohte Petrus und sprach: Geh hinter mich, du Satan! Denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist. Und er rief zu sich das Volk samt seinen Jüngern und sprach zu ihnen: Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben behalten will, der wird's verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird's behalten. Denn was hilft es dem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen und Schaden zu nehmen an seiner Seele?
Kurzpredigt:
Liebe Gemeinde,
Die Freundschaft zu Jesu verlangt seinen Jüngern viel ab. Sie werden mit ihm nach Jerusalem gehen. Sie werden dort den Tod Jesu miterleben. Das alles kündigt Jesus seinen Jüngern und dem ganzen Volk an. Wer sich für Gerechtigkeit einsetzt, für Arme und Schwache einsteht und in Liebe zu seinen Mitmenschen lebt, der ist Jesus Ruf zur Nachfolge gefolgt. Aber zu Jesus zu stehen ist nicht immer leicht. Es bedeutet auch angefeindet, verachtet und verfolgt zu werden. Während des letzten Abendmahls sagt Jesus voraus, dass sein Vertrauter, Petrus ihn dreimal verleugnen werde, ehe der Hahn kräht. Petrus bestreitet das und versichert seinem Freund Jesus, ihm auf seinem Leidensweg die Treue zu halten und notfalls auch für ihn sterben zu wollen. Als Petrus schließlich bezichtigt wird, ein Gefolgsmann Jesu zu sein, streitet er ab, Jesus zu kennen. Bereits bei der ersten Probe, die Treue zu seinem Herrn zu demonstrieren, versagt Petrus. Er hat seine Glaubenskraft scheinbar überschätzt. Als er nach seiner dritten Verleugnung den Hahn krähen hört, erkennt er seinen Verrat und weint vor Reue und Enttäuschung. So hätte ich mich ja niemals verhalten! Oder etwa doch? Wie weit würde meine Freundschaft gehen? Würde ich zu meinen Freunden stehen, selbst wenn sie ausgelacht, verachtet, verfolgt und verdächtigt würden? Würde ich sie begleiten? Der Sonntag Estomihi lädt dazu ein, über eigene Beziehungen nachzudenken und sich Fragen zu stellen wie „Welche Menschen machen mein Leben reich?“ „Und für welche Menschen bin ich wichtig?“ Neben Familie und Beruf zählt für viele Menschen die Beziehung zu ihren Freundinnen und Freunden zu den wichtigsten Dingen im Leben. Ich habe die meisten meiner Freundinnen schon seit dem Kindergarten. Das heißt ich darf mit meinen 28 Jahren bereits auf Freundschaften zurückblicken, die bereits über 20 Jahre solide halten. Ich bin stolz auf diese Freundschaften. Das sind verlässliche Menschen, Menschen, denen ich blind vertraue, von denen ich weiß, sie empfangen mich mit offenen Armen. Lange Zeit waren die Treffen mit diesen Menschen für mich eine Selbstverständlichkeit. Jetzt, zur Zeit der Corona Pandemie wird mir bewusst, wie sehr mir diese Menschen fehlen. Ich würde sagen, dass ich diese Freundschaften auch wirklich gut pflege, aber vielleicht ist dann doch mal das ein oder andere im Alltagstrott untergegangen. Vielleicht habe ich dem ein oder der anderen meine Zuneigung zu wenig gezeigt, manches als Selbstverständlichkeit angesehen, mich zu wenig gemeldet und manches mal zu wenig Danke gesagt. Dieser Tag heute kann uns Anlass sein an die Menschen, die unser Leben bereichern, zu denken. Vielleicht gehen Sie in Gedanken einmal durch, wen Sie dazu zählen. Denken Sie zurück: Welche Freundinnen und Freunde waren ihnen in welchen Lebensphasen wichtig? Wer begleitet Sie schon ihr Leben lang und zu wem ist die Beziehung abgebrochen? Freunde sind ein großes Geschenk – und auch eine große Verantwortung. Vielleicht fallen Ihnen Menschen ein, die gerade besonders Ihre Freundschaft benötigen und die sich in dieser Woche über Ihren Anruf freuen würden.
Fürbitten:
Guter Gott, wir sind nicht allein in deiner wunderbaren Welt. Es gibt Menschen, die mit mir Freud und Leid teilen wollen und deren Weg ich begleiten darf. Kläre unseren Blick, sodass wir diese Menschen wahrnehmen und ihnen die Aufmerksamkeit schenken, die sie verdienen. Wir bitten Dich für die Mitarbeitenden unserer Regierung und Behörden, die jetzt besondere Verantwortung tragen. / Wir bitten Dich auch für Unternehmerinnen und Unternehmer, für alle Selbstständigen – für all diejenigen, die von heute auf morgen unverschuldet vor dem Aus stehen. Amen.
Vater unser im Himmel … Amen.
Segen:
Gott, Du bist die Kraft aus dem Leben und Hoffnung entspringt, segne die Menschen um uns herum. / Segne uns mit Kraft, Geduld und Zuversicht. / Öffne uns den weiten Raum noch unbekannter Zukunft und leite unsere Schritte. / Amen.
Gottesdienst zum 7. Februar 2021
»Schaut hin!«
Andacht für den Sonntag SEXAGESIMAE (= 60 Tage bis Ostern), 7. Februar 2021.
Von Pfarrer Volker Johannes Fey
Für den 7. Februar war ursprünglich geplant, einen sog. „Kirchentags-Sonntag“ zu feiern: einen ökumenischen
Gottesdienst zur Vorbereitung auf den 3. Ökumenischen Kirchentag (ÖKT), vom 12. bis 16. Mai 2021 in
Frankfurt am Main. Der ÖKT kann wegen Corona nicht in Präsenzform stattfinden. Der Kirchentags-Sonntag
wirbt nun dafür, sich mit dem Motto des ÖKT zu beschäftigen: „Schaut hin!“ (Markus 6,38)
[ Sie sind eingeladen, zu dieser Andacht eine Kerze anzuzünden.
So verbinden Sie sich mit all denen, die ebenfalls diese Andacht beten. ]
IM NAMEN DES VATERS UND DES SOHNES () UND DES HEILIGEN GEISTES. Amen.
Psalm 119 (in Auswahl):
10 Ich suche dich von ganzem Herzen; / lass mich nicht abirren von deinen Geboten.
11 Ich behalte dein Wort in meinem Herzen, / damit ich nicht wider dich sündige.
12 Gelobet seist du, HERR! / Lehre mich deine Gebote!
13 Ich will mit meinen Lippen erzählen / alle Urteile deines Mundes.
14 Ich freue mich über den Weg deiner Zeugnisse / wie über allen Reichtum.
15 Ich will nachsinnen über deine Befehle / und schauen auf deine Wege.
16 Ich habe Freude an deinen Satzungen / und vergesse deine Worte nicht.
17 Tu wohl deinem Knecht, dass ich lebe / und dein Wort halte.
18 Öffne mir die Augen, dass ich sehe / die Wunder an deinem Gesetz.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn / und dem Heiligen Geist,
wie es war im Anfang, jetzt und immerdar / und von Ewigkeit zu Ewigkeit. / Amen.
Gebet:
»Gott, manchmal komme ich mir so blind vor. / Ich habe zwei Augen. / Aber ich sehe nicht. / Das Wesentliche.
/ Das Naheliegende. / Sehe und begreife es nicht. / Ich schaue hastig hin und her. / Doch mein Blick –
oft müde und leer. / Ich sehe vieles nicht, diese Welt, das Leben, DICH.
Gott, DU siehst mich, auch wenn mein Blick an DIR vorbeigeht. / DU siehst, wie die Welt, wie das Leben ist. /
Wie ich bin. / Ich bitte DICH: / Schau mich auch jetzt an / und schenke mir Erbarmen!« Amen.
Lesung (Mk 6,30-44): Die Speisung der Fünftausend
Mk 6,30 Und die Apostel kamen bei Jesus zusammen und verkündeten ihm alles, was sie getan und gelehrt
hatten. 31 Und er sprach zu ihnen: Geht ihr allein an eine einsame Stätte und ruht ein wenig. / Denn es waren
viele, die kamen und gingen, / und sie hatten nicht Zeit genug zum Essen. 32 Und sie fuhren in einem Boot an
eine einsame Stätte für sich allein. 33 Und man sah sie wegfahren, / und viele hörten es und liefen aus allen
Städten zu Fuß dorthin zusammen und kamen ihnen zuvor. 34 Und Jesus stieg aus und sah die große Menge; /
und sie jammerten ihn, denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. / Und er fing eine lange Predigt an.
35 Da nun der Tag fast vergangen war, traten seine Jünger zu ihm und sprachen: / Die Stätte ist einsam, und der
Tag ist fast vergangen; 36 lass sie gehen, damit sie in die Höfe und Dörfer ringsum gehen und sich etwas zu
essen kaufen. 37 Er aber antwortete und sprach zu ihnen: / Gebt ihr ihnen zu essen! / Und sie sprachen zu ihm:
Sollen wir denn hingehen und für zweihundert Silbergroschen Brot kaufen und ihnen zu essen geben? 38 Er
aber sprach zu ihnen: / Wie viele Brote habt ihr? Geht hin und seht nach! / Und als sie es erkundet hatten, sprachen
sie: Fünf, und zwei Fische. 39 Und er gebot ihnen, dass sich alle lagerten, tischweise, auf das grüne Gras.
40 Und sie setzten sich, in Gruppen zu hundert und zu fünfzig. 41 Und er nahm die fünf Brote und zwei Fische
und sah auf zum Himmel, / dankte und brach die Brote und gab sie den Jüngern, dass sie sie ihnen austeilten, /
und die zwei Fische teilte er unter sie alle. 42 Und sie aßen alle und wurden satt. 43 Und sie sammelten die
Brocken auf, zwölf Körbe voll, und von den Fischen. 44 Und die die Brote gegessen hatten, waren fünftausend
Männer.
Lied: EG 34, 1 – 3 Freuet euch, ihr Christen alle
Kurzpredigt:
Liebe Gemeinde!
Das Motto des „3. Ökumenischen Kirchentags (ÖKT) 2021“ ist also: »Schaut hin!« – in Anlehnung an Markus
6,38: „Geht hin und seht nach!“ – Es soll auch das Motto dieses „Kirchentags-Sonntags“ sein, der eigentlich
ursprünglich als eine Art „Werbeveranstaltung“ für den Kirchentag oder Katholikentag gedacht ist. Nun kann er
dieses Jahr so nicht stattfinden.
Wir können aber das Motto zum Anlass nehmen „hinzuschauen“ – gerade in diesen Corona-Zeiten, in denen
wir in Gefahr sind, aufgrund der ständigen Verlängerung des Lockdowns und der Verschärfung der Maßnahmen
allmählich zu ermatten. Und dass unsere Augen – aufgrund unseres gesenkten Blickes – nach unten gerichtet
sind. Gebannt durch das, was da gerade alles in unserer Welt passiert und schiefgeht.
Der Pastoralreferent und katholische Hochschulseelsorger Andreas Baaden, und ich – mit meiner Zusatzbeauftragung
für die evangelische Hochschulseelsorge – haben StudentInnen der Hochschule Worms losgeschickt mit
der Bitte: „Schaut hin auf das, was gut ist, auf das, was Hoffnung macht!“ – Denn für die StudentInnen hat
sich alles geändert: Kein Semesterbeginn mit Bier oder Wein in der Taverne des Campus – keine Präsenzvorlesungen,
sondern nur Fernunterricht. Keine Verpflegung in der Mensa – keine Jobs, mit denen sie ihr Studium
finanzieren können … Viele haben ihre Zelte in Worms darum sogar gleich wieder abgebrochen und sind zurück
zu den Eltern gezogen. Dieser Studien-Generation gehen wichtige Erfahrungen – auch für die Selbständigwerdung
– verloren. Die ganze Kultur des Studierens hat sich durch Corona schlagartig verändert. Es ist eine
Situation – fast zum Verzweifeln!
Und in dieser Situation nun „hinzuschauen auf Hoffnungszeichen“ – das grenzt fast schon an eine Überforderung.
– Und trotzdem haben das StudentInnen gemacht. Und haben gesagt, worauf sie schauen – was ihnen hilft
und Mut macht. Und da wurde zum Beispiel genannt:
- Musik und bestimmte Lieder lenken ab und heben die Stimmung;
- das Hinausgehen in die Natur;
- der Rückblick auf bessere Tage in der Vergangenheit und der Ausblick auf bessere Tage in der Zukunft;
- ehrenamtliches Engagement, bei dem man/frau für andere da sein und ihnen die Situation erleichtern kann.
- Manche stellen fest, dass Familie in diesen schwierigen Zeiten enger zusammengerückt ist;
- es klappt immer besser damit, mit sich selbst allein zu sein und mit der Technik (wie WhatsApp-Anrufen,
Skype oder Zoom-Treffen oder -vorlesungen) zurecht zu kommen.
- „Ganz klar: der kommende Impfstoff macht Hoffnung!“, sagte einer;
- aber auch: gutes Wetter und der Ausblick auf den Sommer …
Die StudentInnen haben es gewagt, „hinzuschauen und Hoffnungszeichen zu suchen“ – und es hat ihnen und
auch uns Mut gemacht. – Wir hoffen, dass das auch Ihnen & euch so geht!
Es ist die Erfahrung, die auch die Jünger damals gemacht haben: In dem Moment, wo wir uns darauf einlassen
„hinzuschauen“ – in dem Moment, wo wir andere in den Blick nehmen und für sie da sein können – in diesem
Moment besteht Hoffnung!
Und der Friede Gottes – und die Hoffnung – bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Lied: EGplus 109 Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht – Christus, meine
Zuversicht
Gebet:
GUTER GOTT, DU siehst uns, / DU kennst die Sehnsucht, die wir im Herzen tragen, / DU hörst
uns, wenn wir jetzt zu DIR rufen: / Öffne unsere Sinne, dass wir DICH und DEIN Wirken neu entdecken.
/ Bewahre uns vor Resignation und Hoffnungslosigkeit. / Schenke uns offene Augen, dass wir sehen, /
offene Ohren, dass wir verstehen, / offene Hände, dass wir geben und vergeben. / Gib DEINEN Geist,
HERR, damit wir leben. / Schau‘ auf das Leid der Menschen in den Kriegen, Krisenherden und Flüchtlingslagern
weltweit. / Sieh auf die Verletzten, Vertriebenen und scheinbar Verlorenen, denen es an
Anteilnahme und Aufnahme, an Schutzräumen und Integration fehlt. / Öffne unsere Augen und Herzen.
/ Gib uns Mut und Entschiedenheit, an DEINEM Reich des Friedens und der Gerechtigkeit mitzuwirken,
/ in dem es Platz für alle, ein Willkommen und ein Auskommen für jede und jeden gibt.
GOTT, schau hin und sieh unser Ringen und Fragen, wenn Pläne durchkreuzt werden, / wenn Krankheit
oder Leid unsere Lieben oder uns selbst treffen. / Öffne unsere Augen, damit wir mit DEINEM Blick die
unzerstörbare Würde und Schönheit erkennen, die DU auch in Krankheit und Leid schenkst. / Stärke
unsere Bereitschaft und befähige uns beizustehen, wo niemand „bleiben“ will. / Amen.
VATER UNSER im Himmel …
Segen:
Der HERR unser Gott tröste uns! / ER lasse uns sein Angesicht leuchten, so genesen wir. / Amen.
31. Januar 2021
Die Evangelischen Gemeinden Dreifaltigkeit, Friedrich, Magnus und Matthäus, Worms
Gottes Licht in unserem Herzen
Für den letzten Sonntag nach Epiphanias
[Sie sind eingeladen, um 10.00 Uhr eine Kerze anzuzünden. So verbinden Sie sich mit all denen, die ebenfalls heute Morgen diese Andacht feiern]
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Psalm 97 (in Auswahl)
Der HERR ist König; des freue sich das Erdreich/ und seien fröhlich die Inseln, so viel ihrer sind.// Wolken und Dunkel sind um ihn her,/ Gerechtigkeit und Gericht sind seines Thrones Stütze.// Feuer geht vor ihm her/ und verzehrt ringsum seine Feinde.// Seine Blitze erleuchten den Erdkreis,/ das Erdreich sieht es und erschrickt./ Berge zerschmelzen wie Wachs vor dem HERRN,/ vor dem Herrscher der ganzen Erde./ Die Himmel verkündigen seine Gerechtigkeit,/ und seine Herrlichkeit sehen alle Völker.
Gebet:
Heiliger Gott, dein Licht leuchtet in dieser seuchendunklen Welt auf. Deine Gegenwart strahlt in unser Leben hinein. Öffne unsere Augen für dieses Licht, dass wir die Hoffnung und die Zukunft sehen, die du für uns bereitet hast. Amen
Lesung 2 Petr 1,16-19
Denn wir sind nicht ausgeklügelten Fabeln gefolgt, als wir euch kundgetan haben die Kraft und das Kommen unseres Herrn Jesus Christus; sondern wir haben seine Herrlichkeit selber gesehen. Denn er empfing von Gott, dem Vater, Ehre und Preis durch eine Stimme, die zu ihm kam von der großen Herrlichkeit: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Und diese Stimme haben wir gehört vom Himmel kommen, als wir mit ihm waren auf dem heiligen Berge. Umso fester haben wir das prophetische Wort, und ihr tut gut daran, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen.
Kurzpredigt
Liebe Gemeinde,
Das Ergebnis kennen, wissen wie's ausgeht. Das beruhigt. Aber warten - nicht wissen wie's ausgeht, und vor wann ob und wann das ersehnte Ereignis eintritt, das nervt. Die Ungewissheit!
Das ist die Situation des zweiten Petrusbriefes, auch wenn er nach dem Jünger Jesu benannt ist, gehört der Brief in die dritte Generation der jungen Christenheit. Die hatte damals lange vergeblich darauf gewartet, dass die Posaune ertönt, der Himmel sich öffnet, das Böse besiegt wird und alles Leid und alle Tränen vorbei sind - ja sogar, dass alles erlittene Leid widerrufen wird! Das ist nicht passiert. Und so haben die frühen Christen gewartet. Immer ungeduldiger.
Da ging es Ihnen, wie es uns heute geht. Obwohl wir nicht darauf warten, dass alles gut wird. Nur die Seuche: Die soll endlich rum sein!
Der Autor erinnert an Petrus, und was er gesehen hat (weswegen der Brief auch auch den Namen des Apostels trägt): wie er gesehen hat, was am Ende der Zeit sein wird. Dass Jesus im himmlischen Glanz kommt. Und alles gut wird. Diese Erzählung, wie sie bei Matthäus im Evangelium steht (aber auch bei Markus und Lukas) soll den wartenden Mut machen. Zuversicht vermitteln. Das ist das Ziel auf das wir zugehen. Auch wenn's noch dauert!
Welche Erinnerungen und Erfahrungen machen uns in dieser Zeit des Coronadunkels hoffnungsfroh? Auch wir leiden unter dem Nichtwissen, wann es vorbei sein wird. Leiden an den Nachrichten, dass es immer neue Schwierigkeiten gibt, die das Ende der Seuche hinauszögern: der langsame Impfstart, die neuen Mutationen ... all das dauert viel zu lange. Jetzt über ein Jahr!
Da brauchen wir etwas, das unser Dunkel erhellt. Denn noch ist es nicht zuende, unser Warten. Das Licht am Ende des Tunnels, so hat es Gustav Stresemann mal gesagt. Das Licht in unseren Herzen, so sagt es der Autor des Zweiten Petrusbriefs: Das Licht des Morgensterns, der Venus. sie ist nicht an jedem Morgen zu sehen. Aber wenn sie als letzer Stern noch leuchtet, dass wissen wir, dass der Tag bald anbricht, weil die Dämmerung schon begonnen hat. Der Morgenstern kündet den Anbruch des neuen Tages. Das ist das "Ergebnis", das Ziel, auf das wir im Augenblick ja hin leben: Dass unser Leben wieder hell wird. Dass wir wieder unbeschwert mit anderen, und mit vielen anderen zusammen sein können. Dass die Masken in den Müll wandern können. Dass die Kneipen und Restaurants wieder auf haben, die Kinos, Museen und Clubs - und selbstverständlich auch alle Läden. Dass die Sorge um das Geld vorbei ist. Dass wir dann auch wieder in Urlaub fahren können. Im Moment ist das alles so fern.
Was ist der Morgenstern? Ich weiß es auch nicht, und doch brauche ich diese Zuversicht, dass es eines Tages vorbei sein wird. Auch wenn es noch dauert, und unsere Geduld auf die Probe gestellt wird. Aber ich habe die Zuversicht. Und ich habe das Bild der kommenden Herrlichkeit, wenn ich bei Regen in einem Café sitze und durch die Scheibe den Passanten mit ihren vollen Einkaustüten zuschauen kann. Das ist das Licht meines Morgensterns, das Licht, das in meinem Herzen leuchtet. Es lässt auf sich warten. Aber es kommt.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen
Fürbitten
Gott, du bist das Licht der Welt, lass dein Licht in unseren Herzen erstrahlen. So kann Hoffnung in diesen dunklen Zeiten lebendig werden. Christus, du bist das Licht der Welt. Du lässt uns das Elend in unserer Welt sichtbar werden: die Armen und Kranken, zur Zeit besonders diejenigen, die mit ihren Sorgen im Krankenhaus liegen, und keinen Besuch empfangen können. Aber auch das Leid der Menschen, die in Lagern an Europas Grenzen unter Bedingungen gehalten werden, die noch mieser sind, als die von unseren Schlachttieren (in Bosnien und auf den griechischen Inseln). Gott, das Licht deines Geistes möge uns erleuchten, dass wir die vielen Schwierigkeiten im Umgang mit der Seuche weise bewältigen, und das betrifft nicht nur unsere Politiker, sondern auch alle anderen, weil nur gemeinsam und mit dem Licht deines Geistes wird es uns gelingen, die Welt wieder hell werden zu lassen. Amen.Vater unser...
Segen
Der Herr segne dich und behüte dich. / Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. / Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir Frieden. / Amen
Gottesdienst am 24. Januar 2021
DIE EVANGELISCHEN GEMEINDEN DREIFALTIGKEIT, FRIEDRICH,
MAGNUS UND MATTHÄUS, WORMS
Sie werden aus allen Himmelsrichtungen kommen.
Andacht für den 3. Sonntag NACH EPIPHANIAS, 24. Januar 2021.
Von Pfarrer Volker Johannes Fey
[ Sie sind eingeladen, zu dieser Andacht eine Kerze anzuzünden.
So verbinden Sie sich mit all denen, die ebenfalls diese Andacht beten. ]
IM NAMEN DES VATERS UND DES SOHNES () UND DES HEILIGEN GEISTES. Amen.
Psalm 86 (in Auswahl):
86,1 HERR, neige deine Ohren und erhöre mich; / denn ich bin elend und arm.
86:2 Bewahre meine Seele, denn ich bin dir treu. / Hilf du, mein Gott, deinem Knechte, der sich
verlässt auf dich.
86:5 Denn du, Herr, bist gut und gnädig, / von großer Güte allen, die dich anrufen.
86:6 Vernimm, HERR, mein Gebet / und merke auf die Stimme meines Flehens!
86:7 In der Not rufe ich dich an; / du wollest mich erhören!
86:8 Herr, es ist dir keiner gleich unter den Göttern, / und niemand kann tun, was du tust.
86:9 Alle Völker, die du gemacht hast, werden kommen / und vor dir anbeten, Herr, und deinen Namen
ehren,
86:10 dass du so groß bist und Wunder tust / und du allein Gott bist.
86:11 Weise mir, HERR, deinen Weg, / dass ich wandle in deiner Wahrheit;
erhalte mein Herz bei dem einen, / dass ich deinen Namen fürchte.
Gebet:
»Herr Jesus Christus, wir leben in einer Welt, in der ein Mensch den anderen gefangen hält, foltert, entführt
und erniedrigt; / in einer Welt voll Hunger und Durst nach Gerechtigkeit. / Wir bekennen, dass wir diese
Ungerechtigkeiten mit Schweigen bedecken. / Hilf uns, mit deiner Liebe Gleichgültigkeit zu überwinden und
für Gerechtigkeit einzutreten.« Amen.
Lesung (Joh 4, 46-54): Heilung des Sohnes eines königlichen Beamten
4:46 Und Jesus kam abermals nach Kana in Galiläa, / wo er das Wasser zu Wein gemacht hatte. / Und es war
ein Mann im Dienst des Königs; / dessen Sohn lag krank in Kapernaum. 47 Dieser hörte, dass Jesus aus Judäa
nach Galiläa gekommen war, / und ging hin zu ihm und bat ihn, herabzukommen und seinen Sohn zu heilen; /
denn der war todkrank. 48 Da sprach Jesus zu ihm: / Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr
nicht. 49 Der königliche Beamte sprach zu ihm: / Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt! 50 Jesus spricht zu
ihm: Geh hin, dein Sohn lebt! / Der Mann glaubte dem Wor t , das Jesus zu ihm sagte, / und ging
hin. 51 Und während er noch hinabging, begegneten ihm seine Knechte / und sagten: Dein Kind lebt. 52 Da
fragte er sie nach der Stunde, in der es besser mit ihm geworden war. / Und sie antworteten ihm: / Gestern um
die siebente Stunde verließ ihn das Fieber. 53 Da merkte der Vater, dass es zu der Stunde war, in der Jesus zu
ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebt. / Und er glaubte mit seinem ganzen Hause. 54 Das ist nun das zweite Zeichen,
das Jesus tat, als er aus Judäa nach Galiläa kam.
Lied: EG 34, 1 – 3 Freuet euch, ihr Christen alle
Kurzpredigt:
Liebe Gemeinde! Das spezielle Thema des 3. Sonntags NACH EPIPHANIAS ist: »Wie Gottes heilendes Wort
Grenzen überschreitet. Es bleibt nicht nur bei den Hirten auf den Feldern von Betlehem, sondern es kommt eben
auch – und das heißt „Epiphanias“! – zu aller Welt, symbolisiert durch die sog. „Heiligen Drei Könige“. Gottes
Wort findet eben beispielhaften Glauben auch unter Menschen, die vordem als „Ungläubige“ – zumindest als
„dem eigenen Glauben Ferne“ und darum in der Antike oft auch als „Feinde“ – galten«. Darum geht es im
gesamten Weihnachtsfestkreis der Kirche, in dem wir uns noch bis zum 2. Februar befinden!
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Demzufolge handelt auch der Predigttext heute von einem solchen „Fernen“, der dennoch den Weg zu Jesus
findet – der sich in allerhöchster Not an Jesus wendet. Sein Sohn ist nämlich krank. Und er glaubte. Und er
„ging hin“ (v 50) – und siehe da: sein Sohn lebt (v 51)! –
Hier wird gar nicht in Frage gestellt, dass Jesus Wunder tun könnte! – In früherer Zeit war das keine Frage!
Wunder waren – wenn man so will – etwas ganz Normales. Zur Zeit und in der Umwelt Jesu wird noch von
vielen anderen Wunderheilern berichtet.
Wenn wir aber genauer hinschauen, dann sehen wir: Es wird an dieser Stelle des Johannes-Evangeliums gar
nicht gesagt, dass Jesus ein Wunder getan hätte! – Jesus tut, genauer gesagt, gar kein Wunder! – Er tut
sozusagen eigentlich – gar nichts!
Das einzige, was Jesus macht: Er erkennt, dass der Mann einen so starken Glauben hat – ein so starkes Zutrauen
in Jesus und seine Fähigkeiten – dass er sich zu ihm auf den Weg macht und die Bitte äußert: „Mach meinen
Sohn gesund“ (vgl. v 47)!
Ausgerechnet dieser Mann – ein Beamter des Königs immerhin – von dem man das gar nicht erwarten würde,
geht Jesus entgegen!
Das Wunder liegt – und geschieht offenbar – also in dem königlichen Beamten selbst! Die Kraft zur
Veränderung, zur Heilung, geht von dem Vater des kranken Kindes aus: der nämlich so einen starken Glauben
hatte! – Und das ist das nicht Normale! / Das ist das Besondere! / Das ist das eigentliche Wunder: dass dieser
Mann des Königs – ein Macher normalerweise – einen solchen Glauben entwickelte!
MARTIN LUTHER betont in seiner Auslegung dieser Stelle die starke Bedeutung des Glaubens des
„Königischen“, wie er ihn nennt:
»Des Glaubens Art ist diese: eben wie das Wort vertröstet auf die künftigen, ewigen, himmlischen Güter,
die wir noch nicht haben, also fasset der Glaube solche künftige Güter, als wären sie bereits da und
zweifelt nicht daran. … Darum ist es eine sehr nötige und nützliche Lehre, dass man eigentlich wisse, was
da heiße recht glauben, nämlich Gottes Wort und Verheißung haben und fest daran hangen, dass es
gewisslich also werde geschehen, wie das Wort uns lehrt.«
Es fällt auf, dass Jesus es dem „Königischen“ nicht leicht macht. Er bürstet ihn regelrecht ab: »Wenn ihr nicht
Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht« (v 48)! Das ist eigentlich wie ein Schlag ins Gesicht des Vaters!
Aber der – lässt sich nicht abwimmeln! Er ist unerschütterlich in seinem Zutrauen zu Jesus – und es ist allein
diese Treue Gottes – die sein Kind gesund machen kann und am Ende gesund macht!
Ist solches mögl ich?, fragen wir Heutige. – Und: Warum wird (dann) nicht allen Menschen geholfen?
Warum ist bei dem einen ein Wunder im Spiel, aber bei der anderen half alles Hoffen und Bangen nichts?! – Wir
wissen es nicht! Es gehört zu den ungelösten Rätseln der Menschheit, seit es sie gibt … Und wir haben leider
keine Garantie derart, dass wir sagen könnten: „Wo der Glaube vorhanden ist, da gelingen auch die Therapie
und die Heilung! Da geschieht sozusagen ‚automatisch‘ ein Wunder.“ – Das ist leider nicht so! – Was wir aber
wissen: Auch Jesus hat nicht allen Kranken seiner Zeit geholfen und nicht alle Wunden geheilt. / Auch er konnte
mitunter nicht helfen und kein Wunder tun! Das Wunder bleibt unverfügbar. Und der Glaube des königlichen
Beamten bleibt womöglich eine der wenigen rühmlichen Ausnahmen! – Aber gerade darum ist sein Beispiel so
wichtig! Und dazu können wir uns bei ihm etwas abgucken: Wie er das macht, und was er da macht – und dass
er es einfach macht : zu Jesus gehen / und ihn bitten: »komm herab und mach dies oder das« (vgl.
Joh 4,47) … – Wie wäre es, wenn wir das einfach auch mal so ausprobieren – in den Nöten, die uns betreffen!? –
Dass wir uns dann an Jesus wenden und rufen: »Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt!« (v 49). Amen.
Lied: EG 590 Herr, wir bitten, komm und segne uns, lege auf uns deinen Frieden
Gebet: Wir danken DIR, Gott, barmherziger Vater, für diesen Tag und für DEIN Wort. / Zeige uns dadurch
einen Weg auf unserer Suche nach dem Licht / und lass uns zu einem neuen Leben finden. – Segne DEINE
Gemeinde in allen Teilen der Welt. / Leuchte DU selbst in dem, was wir tun und lassen, / so dass wir mit allen
DEINEN Jüngerinnen und Jüngern Licht der Welt und Zeugen DEINER Liebe werden. – Wir bitten DICH um
DEINEN Segen für die Staaten der Erde und für alle Verantwortlichen in der Politik: / Stärke sie mit Weisheit und
Mut. / Lass ihren Worten Taten der Gerechtigkeit folgen, dass sie die Würde aller Menschen und der Natur
achten und geduldig für den Frieden arbeiten – besonders nach dem Machtwechsel in den USA. – Wir bitten
DICH um DEINEN Segen für die Glücklichen und Erfolgreichen: / Dass sie ihre Leistung nicht nur sich selbst
zuschreiben, sondern darin DEINE Gaben erkennen – und dass sie die Schwächeren darüber nicht vergessen.
VATER UNSER im Himmel … Amen.
Segen:
Der HERR unser Gott tröste uns! / ER lasse uns sein Angesicht leuchten, so genesen wir. / Amen.
Gottesdienst am 17. Januar 2021
Die Evangelischen Gemeinden Dreifaltigkeit, Magnus und Matthäus, Friedrich Worms
„Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein“ ,Gen. 12,2 (1. Andacht im erneuten Lockdown der Corona-Pandemie)
Für den Sonntag 2. Sonntag nach Epiphanias, 17.1.2021
[ Sie sind eingeladen, um 10.00 Uhr eine Kerze anzuzünden.
So verbinden Sie sich mit all denen, die ebenfalls heute Morgen diese Andacht lesen. ]
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Psalm 100 (in Auswahl): Jauchzet dem Herrn, alle Welt! Dient dem Herrn mit Freuden, kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken. Erkennet, daß der Herr Gott ist! Er hat uns gemacht und nicht wir selbst zu seinem Volk und zu Schafen seiner Weide. Denn der Herr ist freundlich, und seine Gnade währet ewig und seine Wahrheit für und für.
Gebet: Guter Gott, aufgrund der momentanen Situation ist es uns erneut nicht möglich einen gemeinsamen Gottesdienst in Kirchen und Gemeindehäusern zu feiern. / Und doch spüre ich vor allem im Gebet eine enge Verbindung mit Dir und all den anderen betenden Menschen. / Trotz der Isolation, die zurzeit von uns gefordert wird, sind wir nicht alleine. / Wir können unsere Verzweiflung und unser Bitten vor Dich bringen, wie es auch Jesus Christus getan hat. / Amen.
Lesung und Predigttext 1. Mose 12,1-2
Der Herr sprach zu Abraham: “Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Haus in ein Land, das ich dir zeigen will. Und ich will dich zum großen Volk machen und ich will dich segnen, und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein.
Lied: EG 74 Du Morgenstern, du Licht vom Licht
Kurzpredigt: Liebe Gemeinde, , ich denke an den Abschied vom vergangenen Jahr und die vielfach gesprochenen Worte: „Ein gutes neues Jahr!“
Gute Wünsche sind mit diesen Worten gemeint. Verabschieden geht ja oft mit dem Aussprechen von guten Wünschen einher, nicht nur, wenn wir in ein neues Jahr beginnen.. Ein „Mach’s gut!“ gehört immer dazu. Ob ein Besuch nach einem schönen Essen oder einem schönen Tag sich verabschiedet, der Wunsch nach dem „Bis bald!“ ist uns selbstverständlich und gerade dies vermissen wir im Moment sehr.
Denn bestärkt und mit Kraft ausgestattet können dann die ihres Weges gehen, über denen solche guten Wünsche ausgesprochen. Die Bibel nennt einiges von dem, was dabei geschieht, gesegnet sein.
Die Abschiedsrituale in unserem Alltag sind wichtig, denn um die Gefahren auf den verschiedenen Wegen wissen wir nur zu gut. Und gerade angesichts der Gefährdung unseres Lebens bedürfen wir des Segens, des Zuspruchs. Und in dem Zuspruch spüren wir, dass uns Lebenskraft zuwächst und erleben Gutes, ja mehr noch, wir erleben Segen, der sich nicht in einem guten Wunsch erschöpft, sondern umfassender ist. Segen, den wir als ganzheitliches, umfassendes Aufgehoben- und Bewahrtsein erleben - der uns umgreift, der uns Gutes zukommen lässt, das uns ganz erfüllt.
Ein ganzer Reichtum von Segensworten und auch Segenshandlungen begegnet uns in der Bibel. Auch der Predigttext heute aus dem 1. Mosebuch spricht von Segen beim Abschied. Gott segnet Abraham.
Abraham soll sich auf den Weg machen in ein anderes Land.
Für einen Nomaden, wie Abraham es wohl war, ist es eigentlich kein besonderes Ereignis. Nomaden ziehen ja selbstverständlich mit ihren Herden und ihrem Haushalt von Weideplatz zu Weideplatz. Das ganze Leben ist für sie Bewegung und Weg. Für den Nomaden Abraham führt Gottes Aufforderung aber doch weiter. Weg von dem Land der Väter an einen neuen Ort, den Gott selbst zeigen wird. Weg von dem, was vorher war zu einem neuen Anfang. Dafür wird Abraham nicht nur zum Aufbruch gerufen, sondern Gott hält mehr bereit: Segen. Wie in kaum einem anderen Text der Bibel häuft sich hier dieses eine Wort.
„Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein.“ „Ich will segnen, die dich segnen.“ „In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.“ Von Abraham soll Segen für die Menschheit ausgehen - bis heute. „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein.“
Wann sind Sie in Ihrem Leben gesegnet worden, wann und wie haben Sie Segen erlebt?
Seit den Tagen der ersten christlichen Gemeinden haben sich viele unterschiedliche Segensrituale entwickelt. Sie alle treten auf an den Schwellen unseres Lebens, dort wo wir Abschied nehmen von einem Lebensabschnitt und in eine neue Zeit hinüber gleiten. Der Segen bei der Kindertaufe begrüßt das Baby im Leben und soll ihm Kraft geben für das Leben. Der Konfirmationssegen begleitet Jugendliche bei dem Übergang zum Erwachsenwerden .Der Trausegen wird zugesprochen für das gemeinsame Leben. Segen empfangen die Trauernden, wenn sie von einem Menschen aus ihrem Kreis Abschied nehmen. Gesegnet wird ein Verstorbener für sein Überschreiten der Schwelle des Todes wieder hin zum Leben, zur Auferstehung, an die wir glauben.
Ich selbst denke gerne an die vielen Anlässe, zu denen ich hier die schöne Aufgabe hatte, den Segen Gottes weiterzugeben – den Segen, durch den sich Menschen behütet und gestärkt erfahren haben. Aber auch ich selbst habe hier viel Segen empfangen. Von ganz grundlegender Bedeutung war dabei der Segen, der mir bei meiner Ordination und dann, 3 Jahre später, bei meiner Einführung als Inhaberin der Pfarrstelle zugesprochen wurde.
Im Rückblick auf meine 25 Jahre als Gemeindepfarrerin stehen mir viele Erfahrungen von Segen und Gesegnetsein vor Augen – nicht nur bei diesen großen und bedeutenden Ereignissen. Wie oft sind Begegnungen im Kleinen, Zeichen der Unterstützung, die geistliche Verbundenheit und der gemeinsame Einsatz für andere Menschen mir und anderen zum Segen geworden. Und es ist auch ein Segen, mit allen Stärken und Schwächen zusammen zu stehen und getragen zu sein.
Für all diese Weggemeinschaftauch in Verbundenheit mit den anderen Gemeinden bin ich von Herzen dankbar. Und zugleich traurig, dass diese nun als Pfarrerin endet.
Was mich aber tröstet, ist, dass uns die Zusage unseres Gottes, dass uns die Verbundenheit unter seinem Segen auch in Zukunft verbinden wird – wie auch immer unsere Wege weitergehen werden.
In dem Buch „Teilt den großen Segen“ von Albert Dexelmann finden sich Worte zum Abschied aus der Gemeinde, die ich zum Abschluss mit Ihnen teilen möchte:
„Gott segne diesen Ort. Hier durfte ich heilsame Erfahrungen machen. Den fruchtbaren Acker finden für sein Wort. Hören auf die Sorgen von vielen. Das Glück mit manchen diesem geheimnisvollen Gott verdanken. Vielfältige Freude ihm still zurückgeben. Oder in alten und neuen Liedern. Gott, der allmächtige Vater, segne die Herzen in der Begegnung. In der Elternschaft. In der Freundschaft. Geschwisterlichkeit. In der Partnerschaft. In den Gruppen und Nachbarschaften. Im treuen Gedächtnis. Im Abschied. Im Neuanfang. Er sage euch sein gutes Wort.“
So segne uns alle der allmächtige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. AMEN
Lied: EG 395 Vertraut den neuen Wegen
Fürbitten: Guter Gott, immer wieder müssen wir sichere Pfade verlassen und neue suchen. Gott, wir bitten dich, leite uns auf diesen neuen Pfaden, / sei unser Wegbereiter. Schenke uns deinen Segen / Wir bitten Dich für alle diejenigen , denen das Leben gerade sehr schwer ist. Sei Du bei und mit Ihnen.
Vater unser im Himmel … Amen.
Segen:
Gott, Du bist die Kraft aus dem Leben und Hoffnung entspringt, segne die Menschen um uns herum. / Segne uns mit Kraft, Geduld und Zuversicht. / Öffne uns den weiten Raum noch unbekannter Zukunft und leite unsere Schritt
„Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig"
D ie Evangelischen Gemeinden Dreifaltigkeit, Friedrich,
Magnus und Matthäus, Worms
Sonntag Exaudi 24.5.2020
[Sie sind eingeladen, um 10.00 Uhr eine Kerze anzuzünden. So verbinden Sie sich mit all denen, die ebenfalls heute Morgen diese Andacht feiern]
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Psalm 27 (in Auswahl)
Der Herr ist mein Licht und mein Heil;
vor wem sollte ich mich fürchten?
Der Herr ist meines Lebens Kraft,
vor wem sollte mir grauen?
Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe
sei mir gnädig und antworte mir!
Herr, weise mir deinen Weg und leite mich auf ebener Bahn
um meiner Feinde willen.
Harre des Herrn! Sei getrost und unverzagt und harre des Herrn!
Gebet
Komm, Heiliger Geist, steh uns bei.
Stille unsere Sehnsucht nach Verstehen,
beende leeres Gerede.
Komm, Heiliger Geist, verändere uns.
Belebe erstarrte Sprache,
erwärme das kalte Herz.
Komm, Heiliger Geist,
wohne unter uns. Amen.
Lesung: Jeremia 31,31-34
Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen, nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen, mein Bund, den sie gebrochen haben, ob ich gleich ihr Herr war, spricht der Herr; sondern das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein und ich will ihr Gott sein. Und es wird keiner den anderen noch ein Bruder den anderen lehren und sagen: „Erkenne den Herrn“, denn sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Groß, spricht der Herr; denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken.
Ansprache
Liebe Gemeinde,
wir gehen auf Pfingsten zu. Pfingsten – das Fest des Heiligen Geistes. Wenn wir Pfingsten feiern, dann meinen wir vielleicht, der Heilige Geist sei etwas genuin Christliches. Nur wer an Jesus glaubt, könne diesen Geist empfangen.
Blicken wir aber in den Teil der Bibel, den wir das Alte Testament nennen, dann merken wir: Auch dort ist vom Heiligen Geist die Rede. Meistens in Zusammenhang mit besonderen Menschen wie König David. Die werden vom Heiligen Geist zu besonderen Taten getrieben. Doch nicht nur solche Ausnahmeerscheinungen wie David bekommen den Heiligen Geist. In unserem Predigttext verheißt der Prophet Jeremia dem ganzen Volk eine besondere Nähe zu Gott: Gott wird sein Gesetz in ihr Herz geben und sie werden ihn erkennen. Auch wenn das Wort vom „Heiligen Geist“ nicht fällt – es beschreibt das Wirken des Heiligen Geistes sehr genau.
Der kommt immer dann, wenn Menschen nicht weiter wissen. So wie das Volk Israel im Exil in Babylon. „Die Götter der Babylonier müssen wohl mächtiger sein als der Gott Israel.“ So denken viele unter ihnen. “Sonst hätten die Babylonier uns nicht besiegen können.“ Jeremia hingegen macht seinen Landsleuten Mut. Er spricht von einem neuen Bund, den Gott mit seinem Volk schließen wird. Gott wird sein auserwähltes Volk niemals verlassen. Seine Kraft bleibt auch bei den Besiegten.
Das erinnert mich an den Apostel Paulus, dem Gott einmal zuspricht: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ In den Schwachen, nicht in denen, die schon alles können. Nicht wir müssen alles erreichen, bewältigen, schaffen. Gottes Kraft, der Heilige Geist, macht Dinge möglich, die wir für unerreichbar halten. Nicht die Israeliten gehen unter – sondern die mächtigen Babylonier werden besiegt. Nicht das kleine Häuflein der Christen verschwindet aus der Geschichte – sondern die viel stärkeren Römer.
Gottes Liebe gilt gerade den Unscheinbaren, den Schwachen. Deswegen müssen wir uns nicht schämen, wenn uns nicht alles gelingt. Gott bleibt bei uns – und seiner Kraft wird Manches möglich, was wir für unmöglich gehalten haben. So zeigt er sich von Anfang an. Darauf können wir vertrauen. Amen.
Fürbitten
Wir bitten um den Heiligen Geist,
durch den alles neu wird,
die Erde und wir selbst.
Viele leiden und weinen –
Komm, du Geist der Freude.
Viele sehnen sich nach erfülltem Leben –
Komm, du Geist der Liebe.
Viele bekriegen einander –
Komm, du Geist des Friedens.
Viele leben in der Lüge –
Komm, du Geist der Wahrheit.
Viele haben Angst –
Komm, du Geist der Hoffnung.
Komm, Heiliger Geist. Amen
Vaterunser
Es segne und behüte uns der allmächtige und der barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Leichte Himmelfahrt

D ie Evangelischen Gemeinden Dreifaltigkeit, Friedrich,
Magnus und Matthäus, Worms
[Sie sind eingeladen, um 10.00 Uhr eine Kerze anzuzünden. So verbinden Sie sich mit all denen, die ebenfalls heute Morgen diese Andacht feiern]
Vorspiel Jesus Christus herrscht als König.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Psalm 47 (in Auswahl)
Schlagt froh in die Hände, alle Völker, /und jauchzet Gott mit fröhlichem Schall! // Gott fährt auf unter Jauchzen, der HERR beim Hall der Posaune. // Denn Gott ist König über die ganze Erde; / lobsinget ihm mit Psalmen! // Gott ist König über die Völker, Gott sitzt auf seinem heiligen Thron. // Die Fürsten der Völker sind versammelt / als Volk des Gottes Abrahams; // denn Gott gehören die Starken auf Erden; / er ist hoch erhaben.
Gebet
Jesus Christus, der Himmel steht uns offen, weil du ihn uns aufgeschlossen hast. Und doch zeigst du uns auf der Erde die Menschen, die unsere Hilfe brauchen. Du bist bei Gott und deswegen bist du uns nah. Du hältst Himmel und Erde in Deinen Händen und also auch uns und unser Leben. Dir vertrauen wir uns an. In dieser krisengeschüttelten Welt. Und in der Ewigkeit. Amen.
Lesung (Apostelgeschichte 1, 7-11)
Er sprach aber zu ihnen: Es gebührt euch nicht, Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht bestimmt hat; aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde. Und als er das gesagt hatte, wurde er zusehends aufgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg. Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Gewändern. Die sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen.
Gen Himmel aufgefahren (EG 119)
Himmelfahrtsgedanken
Liebe Gemeinde,
Jesus wird emporgehoben, seine Jüngerinnen und Jünger schauen ihm nach, und vor ihren Augen öffnet sich die Weite des Himmels. Der Himmel ist der Ort Gottes. Nicht geographisch. Nicht meteorologisch. Nicht astronomisch: Aus der Zweidimensionalität unseres Daseins heraus öffnet sich eine dritte Dimension. Jesus wird emporgehoben — er schafft die Verbindung zu jener dritten Dimension, zur Weite unseres Dasein.
Wir können unseren Fuß nicht in die Luft setzen und in den Himmel emporsteigen. Wir müssen leicht sein, um steigen zu können. Leicht wie ein Ballon. Zugegeben: Flugzeuge steigen auch. Aber laut dröhnt die Mühe der Düsentriebwerke, mit denen die schweren Passagiermaschinen sich in die Höhe heben. Das ist nicht Himmelfahrt. Wie anders so ein Ballon, der von der eigenen Leichtigkeit emporgehoben wird: das ist Himmelfahrt.
Diese dritte Dimension unseres Dasein. Unsere Träume und Sehnsüchte. Pläne und Zukunft, die dieses Jahr so wenig sich verwirklichen: der gebuchte Jahresurlaub, das Familienfest, das Fintnesstudio ist zu. Kurzarbeit. Die Kinder können nicht in die Schule oder den Kindergarten. Das macht uns traurig. Wir ärgern uns. Wir sorgen uns: Die Schwere der Erde und des Dasein hinter sich lassen. Und sei es nur für einen Moment: dieses Gefühl zu haben, schweben zu können. Himmelfahrt erinnert uns daran, dass es diese Momente gibt: Gott spricht, Ich habe Pläne für euch, die voller Zukunft und Hoffnung sind (nach Jeremia 29,11).
Darum lassen wir heute am Lutherdenkmal Luftballons steigen, die diesen Satz hinaustragen (auf ein Kärtchen geschrieben). Die mit ihrer Leichtigkeit uns daran erinnern, dass auch in uns eine solche Leichtigkeit wohnt, die sich tragen lässt von Zukunft und Hoffnung. Die getragen wird von einer Sehnsucht.
Die Ballons werden nicht in einen fernen Himmel entschwinden. Sie fliegen eine Zeitlang durch den Himmel und landen dann wieder auf der Erde. Und sie tragen diese Botschaft von Zukunft und Hoffnung hinaus. Und wer sie findet, besinnt sich: ja, da oben … meine Sehnsucht …
Wir sind verbunden mit diesem Himmel, diesem oben. Denn auch Jesus ist nicht einfach dorthin entschwunden. Er bleibt nicht. Er ist nicht fern; er wird wieder kommen. Dies ist unsere Verbindung zum Himmel: er ist dahin gegangen und er wird wiederkommen. Deswegen ist der Himmel kein ferner unerreichbarer Ort, sondern ein Ort, zu dem wir in enger Beziehung stehen, wie zu einer Heimat, mit der wir Kontakt halten, auch wenn uns das Leben weit weg getragen hat von ihr. Jesus kommt wieder und unsere Heimat liegt in der Zukunft.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und unsere Sehnsucht in Christus Jesus, dem Himmelsfahrer. Amen.
Fürbitten
Jesus Christus, fern bist du im Himmel, und doch bei uns, wenn wir uns in Deinem Namen versammeln. Dafür danken wir Dir. Stärke uns im Vertrauen auf Deine Nähe, auch in dieser schweren Zeit, in der uns so viele Einschränkungen auferlegt sind, um Leben und Gesundheit unserer Mitmenschen zu schützen.
Jesus Christus, du sitzt zur Rechten des Vateres im Himmels und regierst die Welt. Hilf denen, die besondere Verantwortung hier bei uns auf der Erde tragen, dass Sie ihre Entscheidungen mit Klugheit und Weisheit treffen. Zum Wohle der Menschen.
Jesus Christus, du bist bei uns, bei Deiner Kirche. Lass uns Worte finden, die das Herz der Menschen bewegen; lass uns so handeln, dass darin Deine Liebe zu allen Menschen sichtbar wird.
In der Stille bringen wir das vor dich, was uns ganz persönlich bewegt .... Herr, erhöre unsere Gebete.
Amen. Vater unser im Himmel …
Segen
Der Herr segne dich und behüte dich. / Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. / Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir Frieden. / Amen.
Herr, lehre uns beten!
D ie Evangelischen Gemeinden Dreifaltigkeit, Friedrich,
Magnus und Matthäus, Worms
Andacht für den Sonntag Rogate, 17. Mai 2020
[ Sie sind eingeladen, um 10.00 Uhr eine Kerze anzuzünden.
So verbinden Sie sich mit all denen, die ebenfalls heute Morgen diese Andacht lesen. ]
Im Namen des Vaters und des Sohnes (+) und des Heiligen Geistes. Amen.
Psalm 95 (in Auswahl):
Kommt herzu, lasst uns dem Herrn frohlocken
und jauchzen dem Hort unsres Heils!
2 Lasst uns mit Danken vor sein Angesicht kommen
und mit Psalmen ihm jauchzen!
3 Denn der Herr ist ein großer Gott
und ein großer König über alle Götter.
4 Denn in seiner Hand sind die Tiefen der Erde,
und die Höhen der Berge sind auch sein.
5 Denn sein ist das Meer, und er hat‘s gemacht,
und seine Hände haben das Trockene bereitet.
6 Kommt, lasst uns anbeten und knien
und niederfallen vor dem Herrn, der uns gemacht hat.
7 Denn er ist unser Gott
und wir das Volk seiner Weide und Schafe seiner Hand.
Gebet:
Gott, unser Vater!
Du wartest auf unser Gebet.
Du hast verheißen, uns zu geben,
was wir im Namen Deines Sohnes erbitten.
Wir aber wissen oft nicht, was wir beten sollen.
Darum bitten wir Dich: Lehre uns, recht zu beten!
Hilf unserer Schwachheit auf
und gib uns die Gewissheit,
dass wir Dich nicht umsonst anrufen –
durch Jesus Christus, Deinen lieben Sohn,
unsern Bruder und Herrn.
Amen.
Lied: EG 344 Vater unser im Himmelreich
Schriftlesung:
Matthäus-Evangelium 6,5-15:
Christus spricht:
Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden;
denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen.
Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen.
Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet.
Darum sollt ihr so beten:
Unser Vater im Himmel!
Dein Name werde geheiligt.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
[Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.]
Kurzpredigt:
Liebe Gemeinde,
wenn es stimmt, dass eine Religion dadurch zu einer Religion wird, dass sie u.a. die Frage stellt: „Wie können wir beten?“ (- d.h. wie können wir eigentlich unseren Glauben gestalten, formulieren und leben? -), dann will und kann uns der Sonntag „Rogate – d.h. Betet!“ in besonderer Weise auf diese Frage eine Antwort geben. – Auf die Bitte der Jünger (im Paralleltext Lk 11,1):
„Herr, lehre uns beten!“ schenkt Jesus uns das Vaterunser!
Dieses sog. „Herrengebet“ ist ein Grundtext christlichen Betens, das bekannteste und das am besten gekonnte Gebet „ever“! – Alleine an einem Sonntagmorgen wird es von so vielen Menschen im Gottesdienst gebetet, wie am Wochenende in die Fußballstadien gehen …
Es ist das Gebet, das uns einfällt, wenn uns nichts mehr einfällt – und das in einer komprimierten, konzentrierten Form! – „Wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden“ (v 7)!
Das Vaterunser verbindet uns untereinander – z.B. im Gottesdienst oder auf einer Beerdigung – in einer sichtbaren Gemeinde; aber es schafft auch ein unsichtbares Band und ein Gefühl der Gemeinsamkeit unter den Christen – weltweit.
Überall, wo Menschen dieses Urgebet des Herrn sprechen, finden sich Christen in seinem Geist zusammen!Ja, genau genommen, verbindet uns das Gebet Jesu auch mit den Milliarden Menschen vor uns, die bereits verstorben sind: Unsere Großeltern, unsere Urgroßeltern, Generationen und Jahrhunderte zurück … Wie viele haben es gebetet: beim Aufwachen oder beim Zubettgehen – in höchster Not und Gefahr – in Hunger und Kälte – in schlaflosen Nächten – in den Schützengräben der Weltkriege … Über wie vielen Krankenlagern und an wie vielen Sterbebetten ist es gebetet worden?!
Gerade dann, wenn ein schweres Schicksal einem Menschen die Sprache verschlagen hat, so hat er doch immer noch die Worte des Vaterunsers zur Verfügung, mit denen er oder sie die Sprachlosigkeit überwinden kann.
In einmaliger Weise ist darin alles zusammengefasst, was wir zum Leben brauchen: viel mehr als das „tägliche Brot“!
Warum ist aber das Gebet überhaupt nötig? – Der Heidelberger Katechismus von 1563 sagt dazu (in Frage 116):
»Weil es die wichtigste Gestalt der Dankbarkeit ist, die Gott von uns fordert … «
Das Gebet ist darum auch keine Flucht aus der Wirklichkeit! Vielmehr machen wir uns im Gebet die Wirklichkeit ja gerade bewusst und wenden uns damit vertrauensvoll an Gott.
Die Anrede, die Jesus dabei für Gott wählt:
„Abba“
im Hebräischen – man kann dies am besten mit „Papi“ übersetzen – ist nur für unsere heutigen Ohren ungewöhnlich. Natürlich, es kann für Menschen problematisch sein, die ein schwieriges Verhältnis zu ihrem Vater – oder die gar keinen Vater – hatten oder haben. Für Jesus aber ist die Anrede Ausdruck eines absoluten Vertrauens, das er zu Gott hat. Der Gott Jesu gleicht nicht umsonst dem Vater im Gleichnis „Vom verlorenen Sohn“: Für Jesus lässt Gott sich bitten wie ein Vater! Wir dürfen Ihm alle Bitten nahelegen, in dem Vertrauen, dass Er unsere Bitten erhört.
Ich möchte aber auch die Frage nicht verschweigen, ob überhaupt unsere Bitten nötig sind – wo es doch heißt: „… euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet“ (v 8)! – Auf diese Frage hat Martin Luther geantwortet: dass wir, wenn wir beten, Gott nicht darüber belehren, was uns fehlt; „das Gebet belehrt vielmehr mich und zeigt mir, was ich nötig habe, und es ermahnt mich zum Schreien zu Gott. Und an dem Schreien nimmt Gott den Anlass zu seinem Erbarmen“ . – Lasst uns darum nicht nachlassen in unserem Gebet – damit uns Erbarmen widerfahre! Amen.
Lied: EG 351 Ist Gott für mich, so trete
Fürbitten:
Gott, Vater im Himmel!
Du hast Dich zur Rettung der Sünder aufgemacht
und kommst uns mit Güte entgegen.
Wir bitten Dich für Deine Kirche:
dass sie in der Anbetung vor Dir lebt
und von Deinem Wirken alles erwartet.
Jesus Christus, du Sohn Gottes!
Deine Stimme hören wir klar und eindringlich.
Du lehrst uns beten.
Wir bitten dich für alle,
die sich Christen nennen
und deinen Namen tragen:
dass sie dir nachfolgen,
dir alles zutrauen und Liebe üben.
Gott, Heiliger Geist!
Dein Wirken ergreift uns geheimnisvoll.
Wir bitten dich um deine Kraft
für die Gemeinschaft der Christen in der Welt.
Hilf unserer Schwachheit auf
und stärke alle Mühe um das tägliche Gebet!
In der Stille bringen wir unsere persönlichen Bitten vor Dich,
barmherziger Gott: … … …
Amen.
Vater unser im Himmel … Amen.
Segen:
Der Herr unser Gott tröste uns!
Er lasse uns sein Angesicht leuchten, so genesen wir.
Amen.
Ich sing dir mein Lied!
Andacht für den Sonntag Kantate, 10. Mai 2020
Die Evangelischen Gemeinden Dreifaltigkeit, Friedrich, Magnus und Matthäus, Worms
Sie sind eingeladen, um 10.00 Uhr eine Kerze anzuzünden.
So verbinden Sie sich mit all denen, die ebenfalls heute Morgen diese Andacht lesen.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Psalm 98 (in Auswahl):
Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder.
Er schafft Heil mit seiner Rechten und mit seinem heiligen Arm.
Jauchzet dem Herrn, alle Welt, singet, rühmet und lobet!
Lobet den Herrn mit Harfen und mit Saitenspiel!
Mit Trompeten und Posaunen jauchzet vor dem Herrn, dem König!
Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und die Völker, wie es recht ist.
Gebet:
Guter Gott, noch immer warten wir, wir warten darauf, dass sich unser Alltag wieder normalisiert, wir wieder unbeschwert vor die Tür treten können und vor allem warten wir darauf, dass wieder Gemeinschaft, so wie wir sie kennen, stattfinden kann. In dieser Zeit des Wartens bist du bei uns. Du schenkst Mut, wo Furcht herrscht, baust auf, wo tröstende Worte gebraucht werden, bist ansprechbar für uns.
In leisen und lauten Tönen, in sanften Klängen und lauten Pauken danken wir dir Herr.
Amen.
Kurzpredigt:
Liebe Gemeinde,
Der Predigttext für den heutigen Sonntag steht in 2.Chr 5,2-14. In Kapitel 3 beginnt der Bau des Tempels, des Gotteshauses unter Salomos Anweisung. Der Predigttext erzählt von der Einweihung des Tempels. Sänger mit Harfen, Psaltern und Zimbeln erklangen. 120 Priester, die mit Trompeten bliesen. Eine Vielzahl an Stimmen, weiche Harfenklänge, imposantes Trompetenspiel – und all dies zum Lob Gottes. Sie lobten mit ihren Liedern die Barmherzigkeit und die unendliche Gnade Gottes.
Musik und Gesang spielen in vielen biblischen Geschichten eine wesentliche Rolle – der erleichterte Dank der Erretteten, das wunderbare Gotteslob, das besänftigende Harfenspiel und der mutige Gesang, der Ängste vertreibt – war den Menschen im alten Israel stetiger Begleiter. So war Gott ihnen nahe, so brachten sie ihre Gefühle zum Ausdruck.
Singt! So lautet die Botschaft des heutigen Sonntags Kantate. Der Sonntag Kantate stellt die Musik in den Mittelpunkt, während wir gerade zurzeit nicht gemeinsam auf Konzerte, Festivals, in Opern und Ähnliches gehen können. Musik im Mittelpunkt, wo doch gerade diskutiert wird, ob wir im Gottesdienst besser nicht singen sollten, um die Hygienemaßnahmen einhalten zu können. Musik?! Zur Corona Zeit ein heikles Thema.
Die Art der Musik hat sich im Wesentlichen im Laufe der vielen Jahre bis zu unserer heutigen Gegenwart natürlich stark verändert. Und doch hat sie nichts an ihrer Wirkung eingebüßt.
Jeder von uns hat einen anderen Musikgeschmack, jeder von uns fühlt sich in unterschiedlichen Genres zu Hause. Und jeder von uns braucht Musik zu unterschiedlichen Zeiten. Der eine musiziert gerne selbst, die andere ist lieber durch Zuhören oder durch den Tanz zur Musik Teil der Klänge.
Ich höre am liebsten irische Musik. Eines meiner Lieblingslieder ist „Lord of the dance“ von The Dubliners. Der Protagonist des Liedes ist Jesus. Er erzählt von seinem Lebensweg, von den Menschen, die ihm Begleiter waren, von den Hürden, die er überwinden musste, von den Menschen, die ihm feindlich gesinnt waren. Der Refrain ist folgender:
„Dance, then, wherever you may be,
I am the Lord of the Dance, said he,
And I`ll lead you all, wherever you may be,
And I`ll lead you all in the Dance, said he.“
Zu deutsch: „Darum, wo auch immer du sein magst, tanze.
Denn ich bin der Herr deines Lebenstanzes
Deinen Tanz werde ich leiten, wo immer du bist
Ich werde ihn leiten, das ist, was er verspricht.“
Dieses Lied anzuhören, dabei entweder ganz laut mitzusingen oder aber auch ganz ruhig zu werden, die Augen zu schließen und ganz bei mir zu sein. Das macht etwas mit mir. Ich fühle mich getragen. Gott leitet meinen Lebenstanz, wo auch immer ich bin. Das gibt mir Mut, daraus kann ich neue Energie ziehen. Ich fühle mich dann im Kontakt mit Gott. So kann ich ihn loben. Neben dem Gebet ist das mein Weg meine Gedanken zu ordnen und mit Gott ins Gespräch zu kommen.
Natürlich wird dieses Lied für Sie, liebe Gemeinde, sehr wahrscheinlich nicht der Anker sein, der es für mich ist. Aber, vielleicht fällt ihnen ja gerade ein Lied ein, dass Ihnen genau dieses Gefühl der Geborgenheit geben kann oder aber, vielleicht hören sie in der nächsten Zeit ein Lied, dass ihnen gut tut, das sie zur Ruhe kommen lässt, das ihnen Mut macht oder das sie einfach nur lächeln lässt.
Amen.
Fürbitten:
Guter Gott, wir danken dir für dein Wort, durch das du zu uns sprichst:
Wir bitten dich, öffne unsere Ohren, damit wir einander hören, einander verstehen können, damit wir unsere Sorgen miteinander teilen können. Öffne unsere Ohren, damit wir die Klänge deiner Welt wahrnehmen können.
Guter Gott, öffne unsere Herzen, damit wir einander zugewandt sind, damit wir lieben und verzeihen und einander respektieren.
In der Stille bringen wir unsere persönlichen Bitten vor dich…
Amen
Vater unser im Himmel … Amen.
Segen:
Gott, Du bist die Kraft aus dem Leben und Hoffnung entspringt, segne die Menschen um uns herum. / Segne uns mit Kraft, Geduld und Zuversicht. / Öffne uns den weiten Raum noch unbekannter Zukunft und leite unsere Schritte. / Amen.
Nicht zum Jubeln zumute
Gottesdienst zum Sonntag Jubilate 2020, 3. Mai 2020 von Dorothea Zager, Pfarrerin der Friedrichsgemeinde Worms
Sie sind eingeladen, um 10.00 Uhr eine Kerze anzuzünden.
So verbinden Sie sich mit all denen, die ebenfalls heute Morgen diesen Gottesdienst feiern.
Eingangsvotum
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Eingangspsalm
EG 738 = Psalm 96
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit
zu Ewigkeit. Amen.
Gebet
Ach guter Gott, uns ist ganz und garnicht zum Jubeln zu mute. Welche neuen Lieder sollen wir dir singen, wenn wir nicht
zusammen sein dürfen? Unsere Kirche ist leer. Die Orgel ist stumm. Die Kerzen verloschen.
Die unsichtbare Gefahr des Coronavirus hat uns auseinandergetrieben und uns den Mund verschlossen – mittlerweile
auch ganz sichtbar durch die Masken, die wir tragen müssen.
Wir bitten dich: Führe uns bald wieder zusammen. Lass uns wieder neue Freude erleben an Gemeinschaft, an Gesprächen,
an innerlicher und körperlicher Nähe.
Wir bitten dich nicht, dass alles so wird wie vorher. Denn vieles war nicht gut. Das bekennen wir dir.
Aber wir haben gelernt, dass wirtschaftlicher Gewinn, persönlicher Erfolg und endloses Vergnügen nicht das Wichtigste
sind – sondern Gemeinschaft, Liebe, Zusammenhalt und Gottvertrauen. Gib unserer Menschheit und unserer Welt eine
neue Chance. Mach uns wieder gesund. Das bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unsern Herrn, der mit dir und
dem Heiligen Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Bibellesung
Christus, der wahre Weinstock: Johannes 15,1-8
Lied vor der Predigt
EG 503,1+6+8: Geh aus mein Herz
Predigtgedanken über den wahren Weinstock – Johannes 15,1-8
Liebe Lesende,
über 90% der einjährigen Triebe, über 90 % der Ruten schneidet ein guter
Winzer im Herbst aus einem Weinstock heraus. Über 90 %! Er schneidet sie
heraus und wirft sie weg.
Wenn man das weiß, dann klingt dieses beliebte und wohlbekannte Wort
Jesu: „Ich bin der Weinstock, Ihr seid die Reben.“ gar nicht mehr so tröstlich
und schön. Es klingt beunruhigend. So ähnlich beunruhigend wie das
Bild von der enge Pforte im Gleichnis aus dem Matthäusevangelium.
Was kann ich tun, was muss ich tun, um zu den übrigen 10 % zu gehören? Die Antwort, liebe Lesende, können wir in
unserem heutigen Bild sehen: Unser Bild zeigt Christus – aus ganz besonderem Holz geschnitzt.
Aus dem Holz eines Weinstocks geschnitzt, seine Arme ausgestreckt wie damals, als man ihn ans Kreuz genagelt hatte.
Die Arme aber bleiben nicht Arme, sondern sie werden Zweige des Weinstocks, und tragen Frucht – hundertfältig Frucht.
Ja, solche Früchte wären wir gern – dicht an Christus, fest verbunden mit ihm – und doch auch ganz dem Himmel nah -
unserem Gottvater, den wir lieb haben. Nochmal unsere Frage: Was kann ich tun, damit ich nicht abgeschnitten werde
und verloren gehe?
Die erste Antwort heißt: Wenn Dein Blick auf Christus gerichtet ist und Deine Füße den Weg dorthin immer wieder
finden, dann bist Du auf dem richtigen Weg.
Nirgendwo anders soll der Mittelpunkt unseres Lebens sein, unserer Gedanken und unseres Handelns als hier. Wir richten
unsere Augen und unsere Gedanken auf Christus. Das allein ein schon ist ein ganz wesentlicher Schritt, dran zu bleiben
an dem, was uns Lebenskraft und Lebensmut gibt: Das Gebet, der Gottesdienst, das Predigthören und – wenn wir wieder
dürfen – das Abendmahl.
Die zweite Antwort heißt: Vertraue den starken Armen Christi und sonst niemandem. Sehen Sie, liebe Lesende: Wie
kräftig und dick sind die Äste und Zweige dieses Weinstocks? So stark sind Christi Arme, fast so dick und stark wie sein
Körper.
Wie leicht sind wir versucht, uns in unserem Leben auf alles mögliche zu verlassen! Schauen Sie hinein in ihr eigenes
Leben: Worauf verlassen Sie sich?
Auf Ihren Wohlstand? Und ihre Sicherheit für die Zukunft? Geld allein macht auch nicht glücklich, aber es beruhigt. Auf
sich selbst? Wer sich auf andere verlässt, der ist verlassen. Auf ein gutes Antivirenprogramm und eine scharfe Alarmanlage?
Auf gute Freunde? Auf den Ehepartner?
Wenn man wirklich einmal durch ein dunkles Tal der Sorge geht, der Krankheit oder gar der Trauer, dann ist Geld plötzlich
nicht mehr so wichtig, und das Antivirenprogramm schon gar nicht. Gute Freunde werden rar, und selbst die stärkste
Liebe unter Ehepartnern kann harten Belastungsproben ausgesetzt sein. Einer aber bleibt Ihnen treu: Gott, der uns in unserer
Taufe zugesagt hat, dass er uns lieb und niemals verlassen wird, bleibt uns treu. Er trägt uns, auch wenn wir es
manchmal gar nicht spüren, er stärkt uns, um wenigstens den nächsten Schritt zu tun, und er führt uns wieder ins Licht.
Sich darauf zu verlassen, sich festzuhalten und nicht loszulassen – das ist die zweite Antwort auf die Frage: Was kann ich
tun, damit ich dran bleibe und nicht verloren gehe?
Und hier noch eine dritte Antwort – vielleicht eine der schwierigsten.
Wenn wir im Bild die Reben sind, dann gilt dieses Ernten, dieses Keltern uns selbst. Bereit sein, Früchte zu bringen. Bereit
sein zu geben. Bereit sein, zu bluten. Bereit sein, sich hinzugeben. Ja, auch das gehört zu unseren Leben als Christen.
Wir hören das vielleicht nicht gerne: Aber zu Gottes Zuspruch gehört auch sein Anspruch. Er schenkt uns so viel: seine
Liebe, seine Gnade, eine Geduld, unser Leben und unser tägliches Brot, das Sonnenlicht und die Natur, unser Essen und
Trinken – einmal angefangen zu danken, liebe Lesende, können wir gar nicht mehr damit aufhören. Aber er erwartet auch
etwas von uns dafür: Dass wir die Liebe, die wir von ihm empfangen, auch an andere weitergeben.
Das einzige was uns verbindet, ist die Liebe zu Christus und die Liebe zueinander. Ohne diese Liebe, die Getrenntes verbindet,
können wir nichts tun.
Keine Angst also, liebe Lesende, vor der Rebenschere. Wir können viel tun, um an unserem Glauben fest dran zu bleiben:
Wir können den Gottesdienst besuchen und unseren Blick auf Christus richten, wir können seinen starken Armen vertrauen,
wir können uns rufen lassen in den Dienst der Liebe. Das alles ist aber nicht das Wichtigste. Das Wichtigste ist, dass
er selbst uns festhält am Weinstock. Dass er uns schon rein gemacht hat durch sein Wort und durch seine Barmherzigkeit.
Das Bild vom wahren Weinstock ist also keine Mahnung sondern werbende Verheißung. Amen.
Fürbittengebet
Barmherziger Vater, in diesen Wochen des Frühsommers freuen wir uns über das Leben, das uns in der ganzen Vielfalt
der Formen, Farben und Düfte umgibt. Wir preisen dich, den Schöpfer und Erhalter unseres Lebens.
Und doch liegt durch die Corona-Pandemie ein dunkler Schatten auf diesem Sommer und auf unseren Lobliedern.
Wir bitten dich:
Erlöse uns von den Schrecken dieser Krankheit.
Stärke alle, die in den Krankenhäusern und Altenheimen um das Leben der Erkrankten kämpfen.
Stärke alle, die sich Sorgen machen um ihre Zukunft und ihr Auskommen.
Stärke alle, die ihre Kinder daheim betreuen, die mit Abstand ihre Eltern ermutigen, die arbeiten gehen und sich selbst
schützen müssen.
Schütze uns alle und führe uns durch dieses dunkle Tal hinaus in die Helle und Weite des Lebens.
Gebetsstille und Vaterunser
Bitte um den Segen
Der Herr segne uns und behüte uns.
Der Herr lasse leuchten sein Angesicht über uns und sei uns gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht über uns und gebe uns Frieden +. Amen.
Im Leid – und trotzdem getröstet.
Andacht für den Sonntag Misericordias Domini, 26. April 2020
[Sie sind eingeladen, um 10.00 Uhr eine Kerze anzuzünden.
So verbinden Sie sich mit all denen, die ebenfalls heute Morgen diese Andacht feiern]
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Psalm 23:
Der Herr ist mein Hirte / mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue / und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, / fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir, / dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch / im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl / und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang
und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.
Gebet:
Herr Jesus Christus, du bist der gute Hirte.
Du führst uns auf dem Weg, auf dem unser Leben gelingt.
Nicht immer fällt es uns leicht, diesen Weg zu gehen.
Dann hilf du uns und bleibe bei uns –
gerade in den dunklen Zeiten unseres Lebens.
Amen.
Lesung: 1. Petrus 2, 21-25
Denn dazu seid ihr berufen, da auch Christus gelitten hat für euch und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußtapfen;
22er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand;
23der nicht widerschmähte, als er geschmäht wurde, nicht drohte, als er litt, er stellte es aber dem anheim, der gerecht richtet;
24der unsre Sünde selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden.
25Denn ihr wart wie die irrenden Schafe; aber ihr seid nun bekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen.
Lied: EG 274 Der Herr ist mein getreuer Hirt
(Mehr zum Anhören als zum Mitsingen)
Ansprache:
Der gute Hirte – das ist das Thema unseres Sonntags. Was im sogenannten Alten Testament auf Gott bezogen wurde, das deutet das Neue Testament auf Jesus. Er ist der gute Hirte, der Beschützer, der für die, die an ihn glauben, sorgt.
Das klingt zunächst nach dem Rundum-Sorglos-Paket. Ich muss gar nichts tun, ich werde mit allem Lebensnotwendigen versorgt, vor allen Gefahren behütet. Wie ein Baby, das von seinen Eltern beschützt wird.
Doch dieses Bild passt nicht in meinen Alltag: Ich bin gar nicht so passiv, dass Gott alles für mich machen muss! Und Jesus auch nicht! Schließlich bin ich erwachsen, kein Baby mehr. Und ich kann selbst etwas tun.
Wer den Abschnitt aus dem 1. Petrus-Brief gelesen hat, merkt: Das soll ich auch. Ich soll mir Jesus zum Vorbild nehmen. Und zwar ganz konkret den leidenden Jesus, der sich gegen Beschimpfungen und Qualen nicht gewehrt hat. Ohne Widerworte hat er alles ertragen, was seine Henker ihm antaten. Diesem Jesus, der wehrlos im Leiden ausharrt, dem soll ich nachfolgen.
Das ist mir schon wieder zu passiv: Einfach nur dulden, statt etwas zu tun? Damit kann ich mich schlecht anfreunden. Dafür kenne ich mich zu gut: Wenn mich jemand beleidigt, schimpfe ich zurück. Und ohne Gegenwehr in einen qualvollen Tod zu gehen – das kann ich mir nicht vorstellen!
Die Worte aus dem 1. Petrus-Brief sind ursprünglich für eine Gemeinde geschrieben, die überwiegend aus Sklavinnen und Sklaven und aus Frauen bestand. Freie Männer waren eher eine Seltenheit in der Gemeinde. Gerade für die Sklaven und Sklavinnen war es an der Tagesordnung, dass sie ungerecht behandelt wurden. Schläge und Beschimpfungen waren für sie alltäglich. Diesen Menschen war Unrecht, das ihnen angetan wurde, also nichts Neues. Neu war die Deutung, die diesem Unrecht beigelegt wurde: So wie die Sklavinnen und Sklaven litten, hatte auch Christus gelitten. Wer sich ohne zu murren in sein hartes Schicksal fügte, folgte Christi Vorbild nach.
Mit diesen Menschen kann ich mich nicht vergleichen. Ich lebe zum Glück ein ganz anderes Leben. Ich habe Rechte – als Mensch, als Bürger(in) eines freien Landes. Die Todesstrafe ist abgeschafft. Mich zu beleidigen und zu quälen, ist unter Strafe gestellt.
Trotzdem fasziniert mich etwas an diesem Jesus: Er durchbricht den Kreislauf der Gewalt. Auf Bedrohung und Verletzung antwortet er nicht mit gleichen Mitteln. Gegen Folter und Tod setzt er die Gewaltlosigkeit.
Das ist der Weg, den ich gehen soll: Aussteigen aus dem Kreislauf der Gewalt. Der Gewalt widerstehen – aber mit friedlichen Mitteln. Nicht mitmachen bei der Eskalations-Spirale. Sondern Gutes gegen Böses setzen, so wie Jesus es getan hat. Und wenn schon Ausharren im Leiden – dann Ausharren mit den Leidenden. Mit denen, die keine Lobby, keine Interessenvertretung auf ihrer Seite haben. Ihnen beistehen, ihnen helfen. Nicht passiv das Leiden anderer hinnehmen.
Ich glaube, das hat auch die Gemeinde damals gestärkt: dass die Glaubenden nicht als einzelne, völlig isoliert, litten. Sondern dass die Gemeinde sie stützte und trug, ihren Glauben nährte. Dass andere ähnliche Erfahrungen gemacht hatten, von denen sie erzählen konnten.
Dem Leiden anderer nicht ausweichen, bei ihnen bleiben – Dietrich Bonhoeffer treibt das in seinem Gedicht auf die Spitze: Christen stehen sogar Gott in seinem Leiden bei. So schreibt Bonhoeffer:
»Menschen gehen zu Gott in ihrer Not,
flehen um Hilfe, bitten um Glück und Brot
um Errettung aus Krankheit, Schuld und Tod.
So tun sie alle, alle, Christen und Heiden.
Menschen gehen zu Gott in Seiner Not,
finden ihn arm, geschmäht, ohne Obdach und Brot,
sehen ihn verschlungen von Sünde, Schwachheit und Tod.
Christen stehen bei Gott in Seinen Leiden.
Gott geht zu allen Menschen in ihrer Not,
sättigt den Leib und die Seele mit Seinem Brot,
stirbt für Christen und Heiden den Kreuzestod,
und vergibt ihnen beiden.«
Der leidende Gott steht den leidenden Menschen bei – und umgekehrt. Menschen, die dem Leiden nicht ausweichen, stellen sich an die Seite Jesu. Gerade dass Gott nicht allmächtig im Himmel thront, sondern ohnmächtig am Kreuz leidet und stirbt, gibt ihnen neue Kraft. Darauf können wir vertrauen. Amen.
Lied: EG 358 Es kennt der Herr die Seinen
(Zwei Srophen, so gespielt, dass man hoffentlich gut mitsingen kann!)
Gebet:
Herr, gib uns immer wieder neu Geduld, Liebe und Hoffnung.
Gib uns offene Augen und Ohren für unsere Mitmenschen.
Beschütze alle, die jetzt in Pflegeheimen allein sind.
Lass uns erkennen, was wirklich wichtig ist im Leben.
Lass uns unseren Weg erkennen und zufriedener werden.
Hilf, dass die Politkerinnen und Politiker in der ganzen Welt einsichtiger werden.
Amen.
Vater unser im Himmel …
Segen:
Segne und behüte uns, Gott.
Lass dein Angesicht leuchten über uns und sei und gnädig.
Erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns Frieden.
Amen.
Wir gewinnen neue Kraft. Wie Adler.
Für den Sonntag nach Ostern Quasimodogeniti, 19. April 2020
[Sie sind eingeladen, um 10.00 Uhr eine Kerze anzuzünden. So verbinden Sie sich mit all denen, die ebenfalls heute Morgen diese Andacht feiern]
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Psalm 116 (in Auswahl + Halleluja-Vers nach 1. Petrus 2,2):
Halleluja! Wie neugeborene Kinder nach Milch, Halleluja,
so seid begierig nach dem unverfälschten Wort Gottes. Halleluja!
Stricke des Todes hatten mich umfangen,
des Totenreichs Schrecken hatten mich getroffen; ich kam in Jammer und Not.
Aber du hast meine Seele vom Tode errettet,
mein Auge von den Tränen, meinen Fuß vom Gleiten.
Ich werde wandeln vor dem Herrn / im Lande der Lebendigen.
Ich will den Kelch des Heils nehmen
und des Herrn Namen anrufen. / Halleluja!
Gebet:
In der Begegnung mit Jesus erfahren wir: Selbst die Schranken des Todes sind durchbrochen. Müde waren wir und verzagt. Wir waren sprachlos und ohne Hoffnung. Aber deine Liebe, Jesus, und dein Geist haben uns wieder zurechtgebracht. Wir spüren: Neues Leben wächst und Hoffnung keimt auf. Du bist unser Helfer. Amen.
Lesung: Jesaja 40, 26-31:
Hebt eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat dies geschaffen? Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins von ihnen fehlt. Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst: »Mein Weg ist dem Herrn verborgen, und mein Recht geht vor meinem Gott vorüber«? Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich. Er gibt dem Müden Kraft, und Stärke genug dem Unvermögenden. Männer werden müde und matt, und Jünglinge straucheln und fallen; aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.
Kurzpredigt:
Liebe Gemeinde,
hebt eure Augen: unseren Blick nach oben, an den Himmel. Gerade nachts, wenn die Sterne blinken. In Worms ist das kümmerlich, aber dort, wo die BASF nicht mit ihrem Licht die Nacht erhellt, da kann man die Milchstraße sehen und Sterne, unglaublich viele Sterne.
Für Menschen war das schon immer etwas großes, dieser Himmel. Und wir – so klein! Da draußen ist etwas, das ist größer als wir. Für die Menschen des Altertums war es die Welt der Götter, die unser kleines Leben auf dieser Erde bestimmt hat. Heute nennen viele Menschen dieses etwas die Natur, oder den Kosmos – durchaus voller Ehrfurcht. Wieder andere sprechen vom Schicksal, doch wohl eher mit einer gewissen furchtsamen Scheu …
Unser Predigttext ist entstanden, als Israel im Babylonischen Exil war. Die Babylonier und ihr Gott Marduk hatten über Juda und seinen Gott gesiegt. Marduk war der Herr der Welt. Dies propagierten die Babylonier mit ihren Festen und Mythen. Er hatte die Welt erschaffen und dabei auch die Sterne an den Himmel geheftet. Sie waren sein Heer, über das er, Marduk verfügen konnte. Unser Autor, dessen Namen wir nicht kennen, der seinen Text uns aber im Jesaja-Buch überliefert, er bestreitet das vehement. Er stellt die Gegenthese auf: Nicht der Gott des siegreichen Imperiums, nicht Marduk, sondern der Gott der Besiegten, der Herr, hat all das geschaffen. Und die Sterne sind sein Heer!
Da lässt sich einer nicht unterkriegen. Da verbreitet einer Hoffnung in einer trüben Zeit. Und diese Hoffnung ist eine politische: das Ende des Weltreichs der Babylonier und der Aufstieg einer neuen Macht, der Perser …
Trübe Zeiten und die Suche nach Hoffnungszeichen. Das Übermächtige, das uns zurzeit in Atem hält (und uns hoffentlich nicht den Atem nimmt) heißt nicht Natur oder Schicksal, es heißt das Virus, oder Covid-19. Verstand hat es sicher nicht, und so ganz unausforschlich ist es hoffentlich auch nicht, selbst wenn noch vieles über dieses Virus unbekannt ist. Aber es beeinflusst unser Leben ganz konkret – auch dann, wenn wir ihm persönlich noch nicht begegnet und bisher gesund geblieben sind.
Zurzeit spüren wir etwas, das in unserer Welt, die einem gut sortierten Supermarkt ähnelt, sonst nicht vorkommt: etwas Bedrohliches. Der Klimawandel … hat uns doch lange warme Abende im Biergarten beschert, war also noch nicht wirklich als eine Gefahr bei uns. Und Ebola. Das war ein Drama in Afrika, das wir im Fernsehen aus hygienischem Anstand verfolgen konnten. Wenn wir wollten. Jetzt spüren wir hier bei uns, was den Älteren vielleicht noch aus der Kindheit im Krieg vertraut ist: unser Leben ist brüchig. Klein gegenüber etwas viel Größerem da draußen, da oben. Etwas, das wir nicht beherrschen, das uns beherrscht. Und sei es auch nur, dass es uns beherrschen kann, weil wir uns nicht beherrschen können. Weil unsere Gier und die unseres Wirtschaftssystems nach immer mehr uns daran hindern, Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen. Maßnahmen die energisch genug sind, ihn aufzuhalten. Oder wir sind zu bequem, weil wir nicht verzichten wollen. Und dann ist da ja noch unser Mangel an Phantasie. „So ein Virus … wir haben doch sonst immer die Grippe. Was ist das anderes?“
Bei unserem Predigttext hat dieses Größere, das über uns regiert, einen anderen Namen. Bei ihm heißt es Gott. Genauer: unser Gott. Auch Er: Unerforschlich. Übermächtig. Dann aber der entscheidende Unterschied mein Gott, unser Gott. Ein Gott und kein unpersönliches Schicksal, keine Natur, die kein Interesse an uns hat. Und so ist Gott uns nahe, als die Kraft, die uns immer wieder gegeben wird. Die uns auffliegen lässt, wie Adler. Als die Erfahrung, dass wir große Schwierigkeiten immer wieder haben meistern können. Bei aller Sorge und aller Angst ist er uns als diese Kraft nahe. Bei aller Unsicherheit ist er ist uns nahe als die Hoffnung, von der wir sicher sein können, dass das Leben stärker ist als der Tod. Ostern eben.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Fürbitten:
Unser Gott, heben wir die Augen zum Himmel, sehen wir dein Werk;
schauen wir umher, wie die Sonne scheint und alles wächst und blüht, spüren wir etwas von der Kraft des Lebens, die du in unsere Welt ausgegossen hast.
Wir bitten dich, lass uns teilhaben an dieser Kraft und der Zuversicht des Frühlings.
Gib uns Kraft, wenn wir müde werden und Zuversicht, wenn wir verzagt sind.
Wir bitten auch für alle, die in dieser schweren Zeit Entscheidungen für andere treffen müssen:
dass sie dies mit Vorsicht und Augenmaß tun.
Wir bitten dich für alle, die uns am Herzen liegen, und die wir zurzeit nicht besuchen können, oder die uns fernbleiben (aus Vorsicht):
Lass sie diese Zeit gut überstehen, dass wir uns wiedersehn. Amen.
Vater unser im Himmel …
Segen:
Der Herr segne dich und behüte dich. / Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. / Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir Frieden. / Amen.
Gottesdienst
Der Gottesdienst markiert für viele Christ_innen den Mittelpunkt kirchengemeindlicher Arbeit. In der Regel sonntagmorgens, aber auch zu anderen Zeiten versammeln sich unsere Gemeinden in der Kirche oder im Gemeindehaus, um Gott zu begegnen: um im Gebet Dank und Bitten vor ihn zu bringen, um im gemeinsamen Abendmahl Kraft und Mut für die neue Woche zu schöpfen und um in der Predigt zu erfahren, was uns Gott in der Bibel auch 2000 Jahre nach ihrem Entstehen sagen möchte.
Wenn Sie auf der Suche nach Bestärkung, nach intellektuell redlichen und spannenden Predigten, nach Begegnung mit Gott und Menschen, nach hochklassiger Kirchenmusik oder einfach nach Ruhe und einer Auszeit vom Alltagsstress sind, dann kommen Sie in unseren Gottesdiensten voll und ganz auf Ihre Kosten. Die Termine der nächsten Gottesdienste finden Sie rechts auf dieser Seite.