Die Magnuskirche
Zeugin der Reformationsgeschichte und architektonisches Kleinod
Die Magnuskirche, eine dreischiffige, flach gedeckte Basilika mit romanischen Pfeilerarkaden und einer eigenartig asymmetrischen Baugestalt, wird 1141 erstmals urkundlich erwähnt. Erbaut wurde sie jedoch lange vorher: Bereits im achten oder neunten Jahrhundert befand sich an dieser Stelle ein Gebäude.
Älteste evangelische Kirche Südwestdeutschlands
Im Mittelalter war die Magnuskirche als Pfarrkirche mit dem benachbarten St. Andreas-Stift verbunden. Bereits ab 1521 predigte man in der Magnuskirche evangelisch, weil sich eine Gruppe aus Stiftsherren um Ulrich Preu, einen Freund Martin Luthers, der reformatorischen Bewegung angeschlossen hatte. Daher gilt die Magnuskirche als älteste evangelische Kirche Südwestdeutschlands.
Völlige Zerstörung im 17. Jahrhundert
Bei der Zerstörung der Stadt im Jahr 1689 während des Pfälzischen Erbfolgekrieges war auch die Magnuskirche ein Raub der Flammen geworden und fristete für die folgenden Jahrzehnte ein Dasein als Ruine. Erst 1756 wurde sie wiederhergestellt und als bewusst für den evangelischen Gottesdienst gestaltetes Gotteshaus genutzt.
Bereits vor der Zerstörung war ein heftiger Rechtsstreit um die Kirche entbrannt, der sich auch nach dem Ende des Pfälzischen Erbfolgekrieges nicht beruhigte: Das Andreasstift, die Wormser Bischöfe und später auch die Jesuiten erwirkten mehrere Urteile und kaiserliche Befehle, um in den Besitz der Kirche zu gelangen. Der lutherische Rat der Stadt und die evangelische Gemeinde der Magnuskirche widersetzten sich ebenso unerschütterlich wie erfolgreich allen Versuchen, die Herausgabe der Kirche zu erzwingen; am Ende des 18. Jahrhundert schlief der Streit schießlich ein.
Wiederaufbau und Umgestaltung nach dem Zweiten Weltkrieg
Nachdem in den Jahren 1931 bis 1933 die Orgel auf die Westempore verlegt und der Chorraum erhöht worden war, wurde die Kirche im Zweiten Weltkrieg, am 21. Februar 1945, durch alliierte Bombenangriffe erneut weitgehend zerstört. Der Wiederaufbau in den Jahren 1952 und 1953 förderte innen wie außen die ursprüngliche romanische Architektur wieder neu zu Tage. Zu einem besonders markanten Architekturelement wurde der von Stadtoberbaurat Walter Köhler entworfene Turm, der nun höher und schlanker als vor seiner Zerstörung das Wormser Stadtbild prägt.
Eine gründliche Renovierung in den Jahren 1970 und 1971 führte zu weiteren Veränderungen: Altar, Kanzel und Bestuhlung sind seither beweglich. Die zweimanualige Orgel mit 25 Registern, ein Opus der Gebrüder Oberlinger (Windesheim), wanderte von der Rückwand der Westempore an deren Nordseite, wo sie bis heute steht, um Musikern auf der Empore mehr Raum zu gewähren.
Die Magnuskirche als Herberge der Kunst
In der Kirche finden wir eine ganze Reihe von teilweise reich skulpturierten Grabsteinen. Sie stammen von Gräbern, die zwischen dem Hohen Mittelalter und der Barockzeit in der Kirchen angelegt wurden.
Bei der jüngsten Innenrenovierung 1998 wurden die Kanzel, der Altar und das Lesepult aus Holz installiert: Diese nehmen durch ihre Formen die schrägen Flächen der 1952 von Gustav Nonnenmacher geschaffenen Säulenkapitelle auf. Diese Säulenkapitelle erinnern mit Ortsnamen und Symbolen an die Reformation Martin Luthers.
Zum Bild von Tapies: siehe Seitenspalte!
In den Seitenschiffen finden sich mehrere historische Grabsteine. Informationen zu ihnen kann man über die Internetseite "Deutsche Inschriften Online" erhalten:
http://www.inschriften.net/suche.html
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